Obwohl es insgesamt schlecht steht um den Klimaschutz, gibt es ein paar Hoffnungsschimmer: «Die Elektrifizierung und die erneuerbaren Energien sind mit Wucht auf der Überholspur», sagt Thea Uhlich von der Klimaschutzorganisation Germanwatch. Sie hat den neusten Klimaschutzindex mit verfasst.
Einige bisher eher schlecht platzierte Länder dürften deshalb bald aufholen. So etwa China, das heute in absoluten Zahlen mit Abstand am meisten Klimagase ausstösst – mehr als doppelt so viel wie die USA. Im Ranking liegt China noch auf dem schlechten Platz 55.
«China dürfte in den nächsten Jahren aufsteigen», sagt Uhlich. Der massive Ausbau von Wind- und Sonnenenergie sowie der vergleichsweise schnelle Wechsel zur Elektromobilität seien die Hauptgründe. «China verspricht zwar wenig, tut aber viel.»
Die Schweiz stürzt ab
Bei der Schweiz verhält es sich gerade umgekehrt. Unser Land hat sich zwar zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren gegenüber 1990. Doch die bisher ergriffenen Klimaschutz-Massnahmen sind zu schwach, sodass das Ziel voraussichtlich nicht erreicht wird.
Bei der Reduktion der Treibhausgase und beim Energieverbrauch erhält die Schweiz eine mässige Note. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien und der Klimapolitik reicht es nur für ein «schlecht». Insgesamt rutscht die Schweiz so um 12 Plätze zurück und erreicht nur noch Platz 33. Sie liegt somit deutlich hinter Deutschland, Frankreich, Österreich und der Europäischen Union als Ganzes. «Der Hauptgrund für das Absacken ist die nationale und internationale Klimapolitik der Schweiz», sagt Uhlich.
Top-Plätze nicht belegt
Weil kein Land in allen Bereichen wirklich gute Noten erhält und damit kein Land auf dem Weg zum Pariser Klimaziel von 1.5-Grad-Ziel ist, wurden die ersten drei Plätze nicht vergeben.
Dänemark liegt mit Platz vier an der Spitze der Tabelle. Das Land ist seit langem ein Vorreiter bei Erneuerbaren Energien und erreicht als einziges Land ein «gut» in der Kategorie Klimapolitik. Aber auch die Nachbarländer Deutschland und Österreich, sowie die Europäische Union als Ganzes liegen in der Gesamtbewertung deutlich vor der Schweiz.
Klimapolitik lässt sich schwer messen
Doch wie kann es sein, dass die Schweiz im Ranking sogar schlechter abschneidet als ölfördernde Staaten wie etwa Brasilien oder Nigeria? In der Bewertung der Klimapolitik liegt die Schweiz sogar hinter den Vereinigten Arabischen Emiraten. Thea Ulich sagt dazu: «Es kommt auch darauf an, was ein Land für Kapazitäten hat, Klimaschutzmassnahmen umzusetzen – und da hat die Schweiz sicher mehr Möglichkeiten als Nigeria. Das schlägt in unserem Rating ebenfalls zu Buche.»
Die Einschätzung der nationalen Klimapolitik erfolge in jedem Land durch mehrere erfahrene Expertinnen, unter anderem vom WWF und von Greenpeace Schweiz. «Wir haben im Durchschnitt fünf verschiedene Personen, welche die Klimapolitik in einem Land einschätzen, und wir geben uns beste Mühe, hier wissenschaftlich tätig zu sein», sagt Uhlich.
Dennoch dürfte eine einheitliche Einschätzung der Klimapolitik mit Blick über alle Länder hinweg deutlich schwieriger sein als etwa die Messung des Ausstosses von Treibhausgasen. Das Klimaschutz-Rating ist somit keine exakte Wissenschaft. Aber eines lässt sich mit Sicherheit sagen: Die Schweiz tut deutlich zu wenig, um das 1.5-Grad-Ziel einzuhalten.