Zum 27. Mal findet die Weltklimakonferenz statt. Dieses Mal wird das Treffen im ägyptischen Sharm el-Sheik durchgeführt. Im Rahmen der Konferenz erklärte der Bundespräsident Ignazio Cassis, wie die Schweiz ihren Anteil zum Klimaschutz leisten will – und wie armen Ländern geholfen werden soll, die Folgen des Klimawandels abzufedern.
SRF News: Die Schweiz will laut Ihrer Aussage das 1.5-Grad-Ziel nicht aus den Augen verlieren. Der Klimawandel lasse sich in den Griff kriegen, wenn der Wille vorhanden sei. Ist diese Botschaft glaubwürdig?
Ignazio Cassis: Kein Land ist im Moment wirklich glaubwürdig, da die ganze Welt nicht auf Kurs ist, das Ziel zu erreichen. Das heisst aber keineswegs, dass wir vom Ziel abweichen sollen. Wir müssen nun ein zweites oder drittes Mal den richtigen Weg suchen. In der Schweiz sind wir nach der Ablehnung des CO2-Gesetzes bereits neue Wege gegangen.
Kein Land ist im Moment wirklich glaubwürdig.
Diese Wege werden jetzt operational. Beispielsweise haben wir soeben ein Abkommen mit Marokko unterschrieben, welches uns verpflichtet, CO2 zu sparen – nicht nur im Inland, auch im Ausland. Zusätzliche 200 Millionen Franken Steuergelder sollen für diese Ziele hier in Sharm el-Sheik investiert werden. Ich glaube, das sind wichtige Signale, welche die Schweiz als Teil der Weltgemeinschaft sendet.
In der Agenda der Konferenz gab es eine kurzfristige Änderung. Neu rücken die Schäden aufgrund des Klimawandels ins Zentrum und die ärmeren Länder fordern von den reicheren mehr Geld, um diese abzuwenden. Ist die Schweiz bereit, zu zahlen? Die Finanzierung in anderen Bereichen klappt ja noch nicht?
Wir sind enorm solidarisch mit den armen Ländern. Bei der internationalen Zusammenarbeit werden rund drei Milliarden Franken Steuergelder pro Jahr an ärmere Länder im Kampf gegen Armut und Klimaänderungen gezahlt. 400 Millionen Franken beträgt alleine das Budget gegen Klimaveränderungen.
Natürlich sind die Bedürfnisse derart immens, dass man hinterfragen kann, ob diese Summe überhaupt einen Nutzen aufweist. Die Antwort hierbei ist ein klares Ja. Es geht auch darum, als gutes Beispiel voranzugehen. Wir sind engagiert, wir bleiben dran. Dabei sind wir nicht die einzigen, andere Länder gehen denselben Weg, somit entsteht ein positiver Trend. Es ist aber auch klar, dass sich die Probleme nicht von einem Jahr aufs andere in Luft auflösen werden.
Was wäre denn nötig, damit diese Klimakonferenz für die Schweiz einen Erfolg darstellt?
Ganz salopp formuliert: Ich wäre zufrieden, wenn wir nach zwei Wochen die Konferenz mit einem klaren Aktionsplan, der Deadlines und konkrete Messgrössen beinhaltet, beenden.
Das Gespräch führte Christian von Burg.