Die Schlagzeilen rund um das Spital Wetzikon reissen nicht ab. Mitten in der finanziell angespannten Lage ist der fünfköpfige Verwaltungsrat unter der Leitung von Jörg Kündig (FDP) geschlossen zurückgetreten.
Allen Mitgliedern sei es wichtig, dass ein geordneter Übergang zu einer personellen Neubesetzung stattfinden könne, heisst es in der Mitteilung des Spitals. Und nun sei der richtige Moment, um für diese Nachfolgelösung Hand zu bieten.
Der Verwaltungsrat sei nicht gescheitert, sagte Jörg Kündig gegenüber Radio SRF. Vielmehr sei der Moment für den Rücktritt jetzt geeignet, weil Ende Oktober ein Weg aus der Finanzkrise skizziert worden sei. Dieser Weg sieht vor, dass die zwölf Aktionärsgemeinden Geld einschiessen und Gläubiger darauf verzichten.
Rettungsweg für das Spital ist lang und schwer
Das Ganze ist nötig, weil das Spital Wetzikon dringend Geld benötigt, um eine Anleihe von rund 170 Millionen Franken zurückzuzahlen. Ansonsten droht die Schliessung.
Aus diesem Grund sollen nun die Aktionärsgemeinden total 45 bis 55 Millionen Franken einschiessen. Entscheidet sich eine Gemeinde für die Rettung des Spitals, muss der Betrag vom Volk genehmigt werden. Dies dürfte Ende 2025, Anfang 2026 der Fall sein.
Zusätzlich sollen auch die Gläubiger ihren Teil zur Rettung beitragen. Gemäss Sanierungsplan müssten sie auf bis zu 70 Prozent der ausstehenden 170 Millionen Franken verzichten.
Dies sorgte jedoch für grossen Unmut. Das Spital dürfe nicht auf ihrem Buckel saniert werden, kritisierten die Gläubiger bereits letzten Monat. Und auch der aktuelle Gesamtrücktritt sorgt bei ihnen für Kritik.
Das Gremium ist womöglich zur Einsicht gekommen, einen Scherbenhaufen angerichtet zu haben.
So sagt etwa Andreas Durisch, Sprecher einer Gläubigervereinigung, dass sie den Rücktritt des gesamten Verwaltungsrats nicht erwartet hätten. «Ich interpretiere das so, dass das Gremium zur Einsicht gekommen ist, einen Scherbenhaufen angerichtet zu haben und möglicherweise Angst hat vor Klagen, die auf sie zukommen könnten.»
Pläne für solche Klagen gebe es aktuell noch nicht, sagt Durisch weiter. Ganz ausschliessen könne man dies aber nicht.
Gemeinden sehen den Rücktritt positiv
Die zwölf Aktionärsgemeinden, die das Spital Wetzikon finanziell unterstützen sollen, begrüssen den Rücktritt des Verwaltungsrats. «In der Sache wird uns dieser Rücktritt weiterbringen», sagt der Wetziker Stadtpräsident, Pascal Bassu, stellvertretend für alle beteiligten Gemeinden. «Die neuen Leute sind unverbraucht und können ohne Rücksicht auf die Vergangenheit in neue Gespräche gehen.»
Die Bedingungen, um den weiteren Weg beschreiten zu können, seien nun optimal, sagt Bassu weiter. Damit meint er einerseits die Abstimmungen, die in den zwölf Aktionärsgemeinden anstehen. Andererseits aber auch Gespräche, die mit anderen Spitälern wie etwa Zollikerberg oder Uster über eine allfällige Zusammenarbeit geführt werden könnten.
Bassu gibt zu: Ganz freiwillig sei der Rücktritt des Verwaltungsrats nicht gewesen. Aber zum Rücktritt gezwungen worden sei niemand.
In der Sache wird uns dieser Rücktritt weiterbringen.
Um geeignete Nachfolger zu finden, bilden die Gemeinden nun eine Findungskommission. Dabei soll ein Personalvermittler helfen. Bis die Nachfolgerinnen gefunden sind, bleiben die bisherigen Verwaltungsräte aber noch im Amt. Dies kann einige Monate dauern.