Wenn eine Corona-Erkrankung einen schweren Verlauf nimmt, dann muss der Patient ins Spital. Oft kommen sie auf die Intensivstation und müssen an ein Beatmungsgerät.
Rund 1000 derart ausgerüstete Intensiv-Pflegebetten gibt es in den Schweizer Spitälern. Doch weil es möglicherweise schon bald mehr Beatmungsgeräte brauchen könnte, will der Bund nun vorsorgen und beschafft 900 zusätzliche Beatmungs- und Überwachungsgeräte für die Schweizer Spitäler.
In einer koordinierten Beschaffungsaktion unter der Leitung der Armee wurden die Geräte bei Schweizer Lieferanten bestellt, schon ab Freitag sollen erste Geräte ausgeliefert werden. Dies sagte ein Armeesprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone SDA.
Geräte weltweit sehr begehrt
Doch woher sollen diese Geräte kommen? Nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa werden solche gesucht. Jede Regierung versucht dringend Geräte zu beschaffen. So hat gerade am Montag die deutsche Regierung gleich 6500 Beatmungsgeräte bei einem deutschen Unternehmen geordert.
Ein grosser Hersteller und Lieferant ist die Bündner Firma Hamilton Medical. Die Tochtergesellschaft eines US-amerikanischen Konzerns produziert in Bonaduz auf Hochtouren Beatmungsgeräte. Ja, man habe bereits eine erste Bestellung vom Bund erhalten, bestätigt Hamilton Medical auf Anfrage.
Deutschland bevorzugt?
Unklar ist demgegenüber, ob auch die Schweizer Tochter des deutschen Draeger-Konzerns als Lieferantin infrage kommt. Draeger beliefere auf Weisung der deutschen Behörden bevorzugt den deutschen Markt, berichten deutsche Medien. Auf Anfrage dementiert Draeger dies.
Das Unternehmen lässt ausrichten, «dass auch Draeger in der Schweiz Geräte aus Deutschland bekommt, dass es aber aufgrund der hohen Nachfrage weltweit zu Verzögerungen kommen kann.»
Klar ist: Die Produktion von Beatmungsgeräten wird hochgefahren, das bestätigen alle von uns befragten Unternehmen. Klar ist aber auch, beliebig schnell geht das nicht. Es braucht Produktionsanlagen, Personal und Bestandteile von Zulieferern.
Deshalb wäre es aus Versorgungssicht für die begehrten medizinischen Geräte oder Bestandteile wichtig, dass nun nicht alle Länder die Grenzen hochziehen würden. Die EU-Mitgliedsländer können nämlich den Export solcher Geräte bewilligungspflichtig machen.
Warnung vor Exportrestriktionen
Die Schweiz ihrerseits kennt keine solchen Restriktionen – genau aus dem Grund, dass Exporte nur dann möglich sind, wenn auch der Import von Bestandteilen möglich ist, wie es beim Seco heisst. Sollte ein Land die Grenzen dicht machen, würde dies letztlich allen schaden, dies die Überlegung dahinter.
Der Chef von Hamilton Medical, Andreas Wieland, warnte diese Woche gegenüber Swissinfo denn auch vor Exportrestriktionen. Und versprach: «Wir versuchen dorthin zu liefern, wo die Not am grössten ist.»