«Grüezi, Zollkontrolle bitte!» Zig Mal am Tag sagen Zöllner Alexander S. und sein Team am grünen Zolldurchgang am Flughafen Zürich diesen Satz. 80'000 Menschen reisen über den Flughafen Zürich – pro Tag. Alle potenziell mit Drogen im Gepäck. Innert Sekunden müssen die Zöllnerinnen und Zöllner entscheiden, wen sie kontrollieren. «Wir achten auf die Flugroute, das mitgeführte Gepäck, das Verhalten. Auch das Bauchgefühl spielt eine Rolle», erklärt Equipenchef Alexander S.
Kleinste Spuren genügen
Bei der Suche nach Betäubungsmitteln kommt auch Spürhund Gino zum Einsatz. Er schnüffelt an den vorbeilaufenden Passagieren und vorbeirollenden Koffern. Stupst er an, ist dies das Zeichen für Hundeführerin Susanne H., genauer hinzuschauen. Wie bei zwei Männern, die aus São Paulo gelandet sind. Ein rotes Täschchen hat es Gino angetan. Die Zöllnerin durchsucht es, findet aber nichts Verdächtiges.
Der Test mit dem Drogendetektionsgerät: positiv! Kokain, Heroin, THC, Methadon – ein ganzer Cocktail wird anzeigt. Aber die Werte sind sehr tief. Das Gerät detektiert Drogen und Sprengstoff im Nanogrammbereich. «Auch für den Hund reichen die geringsten Spuren, dass er positiv anzeigt. Die beiden Männer müssen irgendwie mit Drogen in Kontakt gekommen sein», so die Zöllnerin. Doch kein Fund, die beiden Männer dürfen weiter.
Stagnierende Sicherstellungen
2023 wurden am Flughafen Zürich 64 Kilogramm Kokain beschlagnahmt. In der ganzen Schweiz hat das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit BAZG letztes Jahr 110 Kilogramm sichergestellt – ein im Vergleich zu den Vorjahren konstanter Wert. Trotz steigendem Kokainkonsum, wie Studien aus Abwasserdaten zeigen.
Seit 2012 haben sich die Werte in Schweizer Städten teils mehr als verdoppelt. Auch Daten einer neuen noch unveröffentlichten Studie des Bundesamts für Gesundheit BAG bestätigen den Aufwärtstrend für die ganze Schweiz.
Die Stadt Zürich zählt zu Europas Hochburgen bezüglich Kokainkonsum. Täglich konfisziert die Stadtpolizei Koks, aber ebenfalls nicht mehr als in den Vorjahren. Die Dealer zu erwischen werde zunehmend schwieriger, sagt Yves Schlittler, Chef des Fahndungskommissariats: «Die Kommunikationswege der Dealer sind mit Social Media vielfältiger geworden. Auch das Vertriebsnetz und die Vertriebsart sind diverser – heutzutage kann man sich Kokain per Post oder Kurier nach Hause bestellen.»
Neue Vertriebswege
Koks per Post – die Zöllnerinnen und Zöllner am Flughafen Zürich durchsuchen auch Post- und Frachtsendungen nach Kokain und anderen verbotenen Betäubungsmitteln. Doch mehr als Stichproben sind nicht möglich. Täglich werden im Schnitt 30 Tonnen Post und 1000 Tonnen Fracht abgewickelt.
An diesem Tag ist es eine Postsendung aus Johannesburg, welche das Zollteam mit dem Spürhund inspiziert. Bei mehreren Postsäcken zeigt Gino an. Einmal sind nach Cannabis riechende Plastikbeutel drin, ohne Inhalt. Bei einem anderen Paket kommen Tabletten zum Vorschein, die eine ähnliche chemische Zusammensetzung wie Kokain aufweisen – aber kein Koks, wie die spätere Analyse mit dem Detektionsgerät zeigt. «Es kann sein, dass dieser Sack irgendwo neben einem Sack gelegen ist, der Stoff drin hatte», erklärt Susanne H.
Nach acht Stunden Schnüffeln und Durchsuchen ist Dienstschluss für Gino und das Team. Ohne Fund. Am nächsten Tag geht die Suche wieder von Neuem los.