«Tiktok ist voll von Pilzsammel-Videos. Das hat mich motiviert, es auch mal zu versuchen», sagt eine junge Frau und zeigt auf ihre Ausbeute. Es ist ein Körbchen voller Pilze. Welche Pilze sind essbar, welche sogar giftig? Das weiss die junge Frau nicht und hat darum ihren Korb zu Pilzkontrolleur Beat Zobrist gebracht.
Viele Pilze werden aussortiert
Sie bleibt nicht die einzige Neo-Sammlerin, die die Expertise von Beat Zobrist an diesem Tag in Anspruch nimmt. Nur wenige Minuten später kommt ein junger Mann vorbei. «Meine Freundin und ich waren gestern zum ersten Mal pilzen», erzählt er.
Es gibt immer mehr junge, unerfahrene Sammler, die nicht wissen, was sie gesammelt haben.
Bei beiden – dem jungen Mann und der jungen Frau – sortiert Beat Zobrist die allermeisten Pilze aus: Sie sind ungeniessbar, einige gar giftig. «Es gibt immer mehr junge, unerfahrene Sammler. Das merken wir», so der Pilzkontrolleur. «Sie wissen oft nicht, was sie gesammelt haben, sind aber froh um unsere Tipps.» Ein Trend, der sich bereits vergangenes Jahr abgezeichnet hat.
Im Herbst 2022 wurden allein in der Stadt Bern 1.6 Tonnen Pilze von Kontrolleuren wie Beat Zobrist begutachtet. So viel, wie seit Jahren nicht mehr. Über 200 Kilogramm Pilze mussten aussortiert werden. Auch schweizweit hatten die Pilzkontrolleure vergangenes Jahr viel zu tun: 40 Tonnen Pilze wurden geprüft, sieben Tonnen landeten im Grünabfall. Darunter auch 54 Kilogramm tödlich giftige Pilze, so viele waren es noch nie.
Wenig schwere Pilzvergiftungen
«Wir sortieren jeden Tag giftige Pilze aus», so Beat Zobrist. Aber auch Exemplare, die eigentlich ungefährlich sind, muss er entsorgen: «Ganz alte Pilze zum Beispiel, sonst droht eine Lebensmittelvergiftung.» Die Arbeit der Pilzkontrolleure zeigt Wirkung: 2022 wurde keine einzige schwere oder gar tödliche Pilzvergiftung gemeldet. In den Jahren davor sind jeweils bis zu fünf schwere Vergiftungen registriert worden, so der Verband Schweizerischer Vereine für Pilzkunde (VSVP).
Um den grossen Andrang zu bewältigen, sind in der Stadt Bern nun dieses Jahr mehr Kontrolleure im Einsatz. Und sie sind es auch länger: neu bis Mitte November. Denn «Schwümmele» wird nicht nur immer beliebter, sondern der Herbst auch immer wärmer, und damit die Sammelsaison länger.
Wir sortieren jeden Tag giftige Pilze aus.
Übrigens: Die beiden Neo-Pilzsammler wollen trotz magerer Ausbeute an diesem Tag weiterhin Pilze sammeln. «Eine Arbeitskollegin, die sich auskennt, nimmt mich nächstes Mal mit», so die junge Frau. Und der junge Mann meint: «Ich will mich besser einlesen, weil Pilze sammeln gefällt mir und es wäre cool, mehr darüber zu wissen.»