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Pilze sammeln «Das Wissen über Pilze ist einfach zu klein»

54 Kilogramm giftige Pilze waren es im Jahr 2022, die in Schweizer Kontrollstellen aus den Körbchen emsiger Pilzsammler und Pilzsammlerinnen aussortiert worden sind. So viele wie noch nie. Abgesehen davon, dass auch giftige Pilze wichtige Aufgaben im Wald erfüllen, ist diese Menge ein sicheres Indiz für die verbreitete Unwissenheit der Pilzsuchenden. Dies sagt die Co-Präsidentin der Vereinigung der amtlichen Pilzkontrollorgane der Schweiz ( Vapko ). Zur beginnenden Pilzsaison mahnt Maria Neuhäusler zur Bedachtsamkeit.

Maria Niederhäusler

Co-Präsidentin Vapko

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Maria Niederhäusler ist Co-Präsidentin der Vereinigung der amtlichen Pilzkontrollorgane der Schweiz (Vapko) und Expertin für Pilzbestimmung. Sie ist langjährige Pilzkontrolleurin und Pilzkursleiterin.

Warum es dieses Jahr so viele Giftpilze sind

Das Verhältnis zwischen Speise- und Giftpilzen bleibt immer etwa gleich, sagt die Expertin Maria Neuhäusler von der Vapko. Es gibt also nicht immer mehr giftige Pilze im Wald. «2022 war ein gutes Pilzjahr», erklärt die Pilzexpertin die Rekordmenge zur Kontrolle gebrachter Giftpilze 2022. In den Medien waren die Eukaryoten darum ein gern bedientes Thema. Das dürfte viele neue Leute dazu motiviert haben, Pilze zu sammeln.

Bild von zwei grünen Knollenblätterpilzen.
Legende: Mit Giftpilzen ist nicht zu scherzen. Bereits 50 Gramm des unscheinbaren Knollenblätterpilzes können einen Menschen töten. In der Schweiz gibt es um die 200 mehr oder weniger giftige Pilze. Getty Images

Guter Rat für die beginnende Pilzsaison

Damit es 2023 nicht wieder 54 Kilogramm unnötig ausgerissener Waldpilze sind, rät Maria Neuhäusler zum Sammeln mit Bedacht. Eine Person sollte nicht mehr Pilze auf einmal aus dem Wald holen, als sie in einer Mahlzeit verzehren kann. Auch wenn man Pilze natürlich konservieren könne, so Neuhäusler. Ungeachtet der Menge aber lautet der wichtigste Rat: Wer Pilze zum Verzehr sucht, sucht eine der amtlichen Kontrollstellen auf.

Warum mit Pilzerkennungs-Apps Vorsicht geboten ist

Wer Pilze lieber im Waldboden statt auf dem Teller mag und aus Interesse auf der Pirsch nach Fungi ist, ist mit einer Pilzerkennungs-App ganz gut bedient. Um damit Pilze für den Verzehr zu sammeln, taugen die Apps nach Ansicht Neuhäuslers aber nur beschränkt. Die Apps seien nicht geeignet, um den Speisewert eines Pilzes zu bestimmen, dafür machten sie zu viele Fehler. Zudem erfolgt für den App-User die Bestimmung über Bilder. Da die Merkmale am Pilz oft nicht so klar erkennbar sind, ist eine eindeutige Bestimmung schwierig. Nicht einfacher macht es die Tatsache, dass zu fast jedem Speisepilz ein giftiger Doppelgänger im Wald steht.

Warum so viele giftige Pilze gepflückt werden

«Die Leute unterschätzen die Giftigkeit der Pilze», sagt die langjährige Pilzkontrolleurin Neuhäusler. In der Schweiz gibt es rund 200 mehr oder weniger giftige Arten. Das Hauptproblem aber ist das mangelnde Fachwissen unter den Einsteigern. «Sie denken, sie kennen einen Pilz», sagt Neuhäusler, «aber sie kennen seinen Doppelgänger nicht.» Die Unterschiede zwischen den geniessbaren und den giftigen Pilzen sind oft sehr klein. Es brauche viel Übung und Erfahrung, um sie sicher zu erkennen, so die Expertin. Hinzu kommt, dass viele Interessierte erste botanische Bestimmungsschritte in der Pflanzenwelt getan hätten. Dort sei es meistens viel einfacher, zu einer eindeutigen Bestimmung zu kommen.

SRF 4 News, 28.8.2023, 6:05 Uhr ; 

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