- Der frühere Tessiner FDP-Ständerat, Staatsanwalt und «Mafia-Jäger» Dick Marty ist tot.
- Marty starb am Donnerstag, wie ein Sprecher der FDP Schweiz der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage sagte.
- Der frühere Abgeordnete des Europarats und Mitglied der OSZE-Kommission für Menschenrechte starb im Alter von 78 Jahren.
Der 1945 in Lugano geborene Jurist war von 1975 bis 1989 Staatsanwalt im Tessin und danach bis 1995 Regierungsrat, ehe er von 1995 bis 2011 im Ständerat sass. Ab 1998 war er Abgeordneter im Europarat. Dort machte er sich einen Namen als Sonderermittler zu umstrittenen CIA-Gefangenentransporten und geheimen Gefängnissen in Europa.
Der ehemalige Tessiner Ständerat lebte monatelang unter strengem Polizeischutz. Marty hatte als Sonderberichterstatter des Europarates 2010 einen Bericht über mutmassliche Kriegsverbrechen durch kosovarische Milizen im Unabhängigkeitskrieg gegen Serbien veröffentlicht. Seine Erkenntnisse dienten 2020 der Anklage im Kosovo-Sondergericht in Den Haag gegen den langjährigen kosovarischen Präsidenten Hashim Thaci.
Marty war auch von 2011 bis zu ihrer Auflösung Ende 2017 Präsident der Interjurassischen Versammlung (IJV). Das Gremium wurde für die Beilegung des Jurakonflikts gebildet. Zudem arbeitete er auch Teilzeit als Rechts- und Wirtschaftsberater.
Als Co-Präsident des Komitees der Konzernverantwortungsinitiative engagierte sich Marty 2020 dafür, dass Unternehmen mit Sitz in der Schweiz die international anerkannten Menschenrechte und Umweltstandards auch im Ausland respektieren müssen. Das äusserst knappe Nein war für ihn damals eine Enttäuschung. Die Schweiz riskiere damit einmal mehr, auf dem letzten Platz zu landen, wie schon beim Thema Geldwäscherei oder beim Bankgeheimnis, so Marty.
In seinem Buch «Verità irriverenti. Riflessioni di un magistrato sotto scorta» («Gedanken eines Magistraten unter Personenschutz») schrieb Marty zuletzt über persönliche Schicksalsschläge bis hin zu Reflexionen über die politischen und wirtschaftlichen Krisen und die Kriege, welche die Schweiz und die Welt erschütterten.
Auf X bekundete seine Partei, die FDP, ihr Beileid: «Mit grosser Trauer haben wir vom Tod des ehemaligen Ständerats Dick Marty erfahren.»