In diesem Jahr hätte die Stadt Lausanne den komplett renovierten, ausgebauten und modernisierten Bahnhof einweihen wollen. Hätte, denn daraus wird nichts. Die Einweihung wurde stattdessen auf 2037 verschoben und die Baukosten von 1.2 Milliarden auf 1.7 Milliarden Franken nach oben korrigiert.
Das verärgert in Lausanne und der Waadt Politiker von links bis rechts und irritiert auch die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Nationalrats. Weil der Bund das Bahnhofsprojekt hauptsächlich finanziert und das Parlament nun eine zusätzliche halbe Milliarde sprechen soll, ist die GPK den Gründen für die Zusatzkosten nachgegangen.
In einem am Dienstag publizierten Bericht kritisiert die GPK die Zusammenarbeit zwischen der SBB, der Bauherrin, und dem Bundesamt für Verkehr, der Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde. Gemäss dem GPK-Bericht haben die Verantwortlichen aneinander vorbeigeredet und die SBB die Projektführung vernachlässigt.
Es gab Missverständnisse und es blieben Fragen offen; und obwohl bereits Baubewilligungen vorlagen, hat das Bundesamt für Verkehr am Ende die Reissleine gezogen. Dabei ging es um die Berechnung des Passagieraufkommens und die notwendige Breite der Perrons. Es ging aber auch um den Ausbau des Untergeschosses und Fragen zur Gebäudestatik. Die GPK betont in ihrem Bericht aber auch: Das Ausbauprojekt ist enorm komplex.
Endlich dröhnen Baumaschinen
Während die GPK geklärt hat, was in der Vergangenheit schlecht lief, ist der Bahnhof endlich zur Grossbaustelle geworden. Im Bahnhof Lausanne und im Untergrund dröhnen die Baumaschinen.
In einer Wand im ehemaligen Bahnhofparking würden gerade 650 Stabilisatoren verbaut, zeigt Baustellenchef Benjamin Lejeune bei einem Rundgang. Mit einer Art Bohrmaschine werden Löcher in die Wand gebohrt, damit Arbeiter 17 Meter lange Eisenseile hineinschieben und in die Öffnung am Ende Beton füllen können.
Als eine Art Nägel bezeichnet Lejeune die Elemente. Die Nägel sind nötig, um das Bahntrassee zu stabilisieren und einen normalen Bahnverkehr zu garantieren, während im Untergrund das alte Parking herausgerissen und ein neues gebaut wird. Für Lejeune ist es «eine Operation am offenen Herzen». Der Bahnhof Lausanne sei der grösste Verkehrsknotenpunkt der Romandie und man werde den Bahnverkehr trotz Arbeiten ganz normal aufrechterhalten.
Bund soll zahlen
Die Waadtländer Verkehrsdirektorin Nuria Gorrite beobachtet die Baustelle nach allem Ärger und Enttäuschungen mittlerweile mit Argusaugen. Sie sagt, die wichtigen Arbeiten begännen erst nächstes Jahr. Dann werde nämlich das Bahntrassee verbreitert und der Bahnhof unterirdisch erweitert.
Dass das Bauprojekt mittlerweile eine halbe Milliarde Franken mehr kosten soll als geplant, trifft Nuria Gorrite zumindest nicht direkt. Es sei der Bund, der zahle, so Gorrite. Das Parlament soll nun einen Nachtragskredit sprechen.