- Die Krankenkassenprämien steigen in Appenzell Ausserrhoden im kommenden Jahr um 10.1 Prozent an.
- Für die Bevölkerung des Nachbarkantons Appenzell Innerrhoden gibt es 2024 mit 6.5 Prozent einen viel kleineren Aufschlag.
- Was sind die Gründe für die unterschiedlich starken Erhöhungen in den beiden Appenzell?
Dass Innerrhoden dieses Jahr vergleichsweise glimpflich davonkomme, dürfte auch an der Kleinheit des Kantons liegen, schreibt die Gesundheitsdirektorin von Appenzell Innerrhoden auf Anfrage von Radio SRF. In einem Kanton mit tiefer Bevölkerungszahl seien die Schwankungen erfahrungsgemäss grösser.
Die Gesundheitsdirektion stellt aber auch klar: Solange die Kosten aufgrund der demografischen Entwicklung und des medizinischen Fortschritts steigen, werde das auch bei den Prämien passieren. Letztes Jahr wurde in Appenzell Innerrhoden eine Erhöhung um 9.1 Prozent angekündigt, der Schweizer Durchschnitt lag bei 6.6 Prozent.
Einige Kilometer weiter, in Appenzell Ausserrhodens Hauptort Herisau, schaut man etwas neidisch zu den Nachbarn hinüber. Nach 8.1 Prozent letztes Jahr werden die Prämien für die obligatorische Grundversicherung dieses Jahr im Schnitt 10.1 Prozent höher. Das bedeutet für eine Einzelperson Mehrkosten von 34 Franken pro Monat.
Die Ausserrhoder gehen schneller zum Arzt
Gemessen an den Prämien liege Appenzell Ausserrhoden immer noch im Durchschnitt, sagt der zuständige Regierungsrat Yves Noël Balmer. Die Spitalkosten seien im Kanton allerdings ein Kostentreiber.
«Wir haben zur Bevölkerung überproportional viele Spitalbetten. Wir haben viele Kliniken auf Kantonsgebiet und in gewissen Bereichen eine Überversorgung. Das scheint sich teilweise auch bei den Kosten niederzuschlagen», sagt Balmer.
Es gebe aber auch immer mehr Spitalaufenthalte, ambulant und stationär. Und diese seien nicht nur mit der Altersstruktur zu erklären. Die Nachbarn in Appenzell Innerrhoden würden vormachen, wie es gehen könnte, sagt er.
«Die Bevölkerung von Appenzell Innerrhoden hat niederschwellig eine bessere Gesundheitskompetenz als wir», so Balmer. Die Ausserrhoder gingen schneller zum Arzt als die Nachbarn. Das belegten die Zahlen.
Man müsse die Gesundheitskosten deshalb jetzt thematisieren, sagt der Ausserrhoder Gesundheitsdirektor. Sie sollen im neuen Regierungsprogramm einen Schwerpunkt bilden.
Eine Frage der Mentalität?
Dass die Gesundheitskosten in Ausserrhoden stärker gestiegen sind, könne auch Pech oder Zufall sein, sagt Simon Wieser, Leiter des Winterthurer Instituts für Gesundheitsökonomie. Etwa, wenn einige Patientinnen und Patienten in Ausserrhoden besonders hohe Kosten hatten, und dies in Innerrhoden nicht der Fall war.
Auch Wieser nennt die Mentalität als möglichen Grund für die unterschiedlich hohen Gesundheitskosten. «Wir sehen allgemein, dass die Kosten und Prämien in der Ostschweiz und der Zentralschweiz deutlich niedriger sind, während wir in der Westschweiz und in den Städten deutlich höhere Kosten haben. Das könnte auch an der Mentalität liegen.»