«Endlich war ich daheim», schreibt Tina Turner in ihrer Autobiografie über ihr Haus am Zürichsee. «Ich verliebte mich Hals über Kopf». Das war 1997.
Gestern starb die prominenteste Küsnachterin mit 83 Jahren. Über 25 Jahre lebte die Queen of Rock 'n' Roll in einer Villa an der Zürcher Goldküste.
Anna Mae Bullock – so hiess Tina Turner mit bürgerlichem Namen – gab in dieser Zeit ihre US-amerikanische Staatsbürgerschaft auf, liess sich in Küsnacht einbürgern und erhielt den roten Pass. Vor gut zehn Jahren heiratete sie dort auch ihren Partner Erwin Bach.
Dem Ort Küsnacht war sie immer stark verbunden, wie der Gemeindepräsident erklärt. Markus Ernst kannte sie persönlich. «Sie war eine Person, die Freude hatte an Küsnacht und dementsprechend auch Küsnacht an ihr.» Tina Turner sei unausgesprochen auch eine wichtige Botschafterin der Gemeinde gewesen, meint er.
«Ihr Mann und sie suchten regelmässig den Kontakt», erzählt Ernst. So sponserte Tina Turner beispielsweise die Weihnachtsbeleuchtung in Küsnacht. Zudem war sie Taufpatin eines Bootes der lokalen Seerettung.
Sie war dankbar und hat uns das auch spüren lassen.
Der Gemeindepräsident erklärt, dass Tina Turner sehr grosszügig gewesen sei. Nicht alles sei öffentlich bekannt. «Ich glaube, sie hat sich hier einfach sehr wohlgefühlt. Sie war dankbar und hat uns das auch spüren lassen.»
Für Markus Ernst war jede Begegnungen mit der bekannten Gemeindebürgerin speziell. «Man ist mit ihrer Musik aufgewachsen. Sie ist ein Teil meiner Jugend und ich höre auch jetzt noch ihre Lieder.» Wenn man so jemanden persönlich kennenlernen dürfe, sei das «ein Privileg».
Ein Moment, der dem Gemeindepräsidenten in Erinnerung bleiben wird: «Als wir das erste Mal gemeinsam ihre Weihnachtsbeleuchtung angezündet haben, das war ein sehr spezieller Moment. Ich habe gemerkt, dass sie innerlich eine riesengrosse Freude hatte.»
Auch Leo Wüst erinnert sich: «Wenn man im Winter durch Küsnacht gefahren ist, dann war sie im Unterbewusstsein da, jedes Lämpchen kam von ihr.» Wie viele andere nahm er sich die Zeit, um vor Tina Turners Haus Abschied zu nehmen. «Für uns ist es sicher auch schön, dass sie sich hier in Zürich wohlgefühlt hat», meint ein Passant aus Rüti. «So war das eine besondere Beziehung.»
Wir wollten danke sagen für die Musik, für ihren Kampf, für die Frauen-Power.
«Für uns ist es ein Katzensprung hierher», sagt Seraina Roth aus Egg. «Wir wollten danke sagen für die Musik, für ihren Kampf, für die Frauen-Power.» Eine Touristin aus den Niederlanden pflichtet bei: «Tina war eine starke Frau, die Menschen glücklich gemacht hat.»
Denise Keller aus Effretikon meint zuversichtlich: «Sie hatte ein schwieriges Leben, kürzlich hat sich ja noch ihre Söhne verloren und dann war sie sehr krank. Ich denke, das war jetzt eine Erlösung.»
Meistens ist sie durch die Küche hereingekommen.
Dem Küsnachter Koch Rico Zandonella fällt der Abschied von Tina Turner schwer: «Sie war eine tolle Nachbarin, ein toller Gast, eine aufgestellte Person, die es so nur einmal gibt.»
«Wenn sie eingetreten ist, hast du direkt ihr Lachen gehört», sagt der Koch schmunzelnd. Zum nahe gelegenen Restaurant kam sie zu Fuss und «meistens ist sie durch die Küche hereingekommen». Für Tina sei das möglicherweise eine Art Schutz gewesen. «Sie hat aber auch immer alle begrüsst und die Gäste haben sie in Ruhe gelassen», erzählt Zandonella.
Ob es in Küsnacht eine Gedenkfeier für Tina Turner geben wird, ist noch offen.