- Für weite Teile der Schweizer Alpen gilt derzeit die zweithöchste Lawinengefahrenstufe.
- Betroffen sind das Unterwallis und die Regionen am nördlichen Alpenkamm vom Chablais bis zum Grimselpass.
- Laut dem Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) wird in den betroffenen Regionen im Laufe des Freitags die Gefahrenstufe «gross» erreicht.
Laut SRF Meteo fällt oberhalb von rund 2200 m der Grossteil des Niederschlags in Form von Schnee. So steigt im Laufe des Freitags die Schneefallgrenze markant an. Vor allem im Unterwallis und in den Berner Alpen warnt das SLF vor grosser Lawinengefahr (Stufe 4 von 5). Sonst wird am Alpennordhang vielerorts die Stufe 3, erhebliche Lawinengefahr, erreicht.
Viele «nasse» Lawinen erwartet
Obwohl es also bis in hohe Lagen regnet, herrscht grosse Lawinengefahr. Für Laien mag das auf den ersten Blick seltsam erscheinen. Jürg Trachsel vom SLF erklärt das Phänomen wie folgt: «Unterhalb der Schneefallgrenze regnet es intensiv und oberhalb schneit es intensiv. Dort, wo es regnet, wird die Schneedecke rasch nass und verliert ihre Festigkeit.» In diesen Bereichen erwartet das SLF zahlreiche nasse Lawinen.
Im Hochgebirge wiederum fällt der Schnee auf eine sehr schwache Schneedecke. Laut dem SLF-Experten reicht schon das Gewicht dieses Neuschnees aus, dass sich dort Lawinen lösen können. «Hier sprechen wir von ‹spontanen› Lawinen.» Dazu kommt sehr starker Wind, der den Neuschnee verfrachtet. Das macht die Situation zusätzlich kritisch.
Wenn jemand abseits der gesicherten Pisten fahren will, muss er schon sehr genau wissen, was er macht.
Ist in den Bergen über die gesamten Festtage besondere Vorsicht angezeigt? «Solange es Niederschlag gibt, steigt die Lawinengefahr weiter an», sagt Trachsel. Gemäss SRF Meteo fällt auf der Alpennordseite und im Wallis auch am Samstag noch zeitweise Regen. Die Schneefallgrenze liegt um 1700 m. Gegen Abend wird es in den Alpen trocken.
«Heute und morgen bleibt die Situation sehr kritisch, mit vielen Gebieten mit Gefahrenstufe 4», schliesst Trachsel. Für Weihnachten ist kein weiterer Niederschlag prognostiziert, am Stephanstag folgt aber bereits die nächste Regenfront. Die Situation bleibt für Wintersportler sehr heikel. «Einzelne Personen können leicht Lawinen auslösen. Wenn jemand abseits der gesicherten Pisten fahren will, muss er schon sehr genau wissen, was er macht.»
Warnung geht an Wintersportler
Aussergewöhnlich ist die aktuelle Situation nur bedingt. Dass es bis ins Hochgebirge in die Schneedecke hineinregnet, gab es laut dem SLF-Experten in früheren Jahren zwar eher selten. «Mit der Klimaerwärmung und den gestiegenen Temperaturen sehen wir das nun aber immer häufiger.»
Gefahrenstufe 4 wird vom SLF nur an wenigen Tagen im Winter herausgegeben. Im vergangenen Winter waren es gut zehn Tage. Weil derzeit aber noch wenig Schnee liegt, sind Siedlungsgebiete und Strassen weniger betroffen. Die Warnung des SLF bezieht sich also vorab auf Wintersportler.