Die Rechte von Kindern und Jugendlichen sollen während einer Pandemie besser gewahrt werden. Das fordert Unicef Schweiz/Liechtenstein gemeinsam mit anderen Organisationen wie Pro Juventute. Florian Hadatsch erklärt, was das Problem ist.
SRF News: Wenn Sie die Erkenntnisse aus der Coronapandemie bezogen auf Kinder und Jugendliche auf einen Nenner bringen müssten: Was ist die wichtigste Erkenntnis?
Florian Hadatsch: Es hat sich gezeigt, dass Kinder und Jugendliche während der Pandemie solidarisch waren und alle Einschränkungen mitgetragen haben, auch wenn die zu starken Zusatzbelastungen für Kinder und Jugendliche geführt haben. Und trotzdem war es so, dass gerade Kinder und Jugendliche bei vielen Massnahmen häufig nicht mitgedacht und vergessen worden sind.
Die Unicef hat einen Katalog von Forderungen aufgestellt. Ein Punkt betrifft die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Wo sehen Sie den grössten Handlungsbedarf?
Viele verschiedene Untersuchungen belegen, dass Kinder und Jugendliche massiv unter der Pandemie gelitten haben. Gleichzeitig hat die Pandemie als Brennglas funktioniert. Es hat sich zum Beispiel gezeigt, dass es einen Anstieg an Beratungen zu psychischer Gesundheit gegeben hat. Und fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in der Schweiz bewerteten ihre psychische Verfassung in der Pandemie schlechter als vorher.
Was schlagen Sie vor, damit sich diese Situation künftig verbessert?
Es ist wichtig, dass ausreichend Angebote geschaffen werden. Es gibt lange Wartezeiten bei den Angeboten, und die Angebote sind teilweise auch nicht passend. Deshalb ist es auch wichtig, dass man mit Kindern und Jugendlichen darüber spricht, was ihre Probleme sind. Gleichzeitig muss aber auch auf Prävention und Früherkennung gesetzt werden.
Man hat gesehen: Homeschooling funktioniert. Es ist eine Möglichkeit, wie man Schulschliessungen begegnen kann. Aber sie kann nicht von einem auf den anderen Tag umgesetzt werden.
Während der Pandemie hat sich gezeigt, dass besonders Kinder aus bildungsfernen Familien mit dem Schulstoff nicht mithalten konnten. Sie sagen nun, Schulen sollten nur als letztes Mittel geschlossen werden. Welche Alternativen schlagen Sie vor?
Es ist wichtig, dass Schulen so lange wie möglich offengehalten werden. In Schulen geht es nicht nur ums Lernen, sondern Schulen sind auch ein wichtiger Ort für soziale Kontakte, die für Kinder und Jugendliche essenziell sind. Man hat gesehen: Homeschooling funktioniert. Es ist eine Möglichkeit, wie man Schulschliessungen begegnen kann. Aber sie kann nicht von einem auf den anderen Tag umgesetzt werden. Es braucht dazu zum einen Geräte für alle Kinder und Jugendlichen, aber sie müssen andererseits auch im Umgang damit geschult werden. Das trifft auch auf das Lehrpersonal zu.
Generell fordern Sie, dass Kinder und Jugendliche in einer nächsten Krise besser miteinbezogen werden, zum Beispiel bei der Kommunikation?
Kommunikation ist essenziell. Es liegt auf der Hand, dass mit Kindern und Jugendlichen, je nachdem, welches Alter sie haben, nicht gleich gesprochen werden kann wie mit Erwachsenen. Die Öffentlichkeitsarbeit vonseiten des Bundes war an die breite Öffentlichkeit gerichtet. Kinder und Jugendliche sind nicht direkt angesprochen worden. Das wäre aber wichtig, weil andere Inhalte, aber auch andere Kanäle gewählt werden müssen, um Kinder und Jugendliche zu erreichen. Besonders wichtig ist, dass dabei nicht nur informiert wird, sondern dass auch eine positive Zukunftsperspektive aufgezeigt wird.
Das Gespräch führte Brigitte Kramer.