Im Kanton Bern waren zum Schuljahresbeginn im August noch 43 unbefristete Stellen ausgeschrieben. Und: Der Lehrermangel bleibt akut.
Der Kanton versucht, diesen Mangel mit verschiedenen Massnahmen aufzufangen. Eine davon ist der Lehrgang an der Pädagogischen Hochschule Bern für Personen mit ausländischem Lehrdiplom.
In einem halbjährigen Kurs lernen die Teilnehmenden das hiesige Bildungssystem kennen, den Lehrplan 21 und die Lehrmittel, aber auch die Formen der Zusammenarbeit. Die Weiterbildung richtet sich also an ausgebildete, erfahrene Lehrpersonen, welche noch nicht mit der Schweizer Schulkultur vertraut sind. Einzige Aufnahmebedingungen: ein Lehrdiplom und Sprachniveau B2. Das heisst: Man kann Gespräche zu verschiedenen Themen spontan führen.
Das Problem mit der Diplom-Anerkennung
Letzten März hatte der Lehrgang mit 16 Teilnehmenden aus aller Welt gestartet. Nach Abschluss haben 14 von ihnen eine Stelle gefunden, verteilt im ganzen Kanton Bern. «Wir haben die Teilnehmenden auf eine Klassenlehrfunktion oder eine Teilzeitstelle vorbereitet», sagt Studiengangsleiterin Nathalie Glauser. Die Realität zeige jedoch ein diverseres Bild: «Es gibt auch Personen, die heute Deutsch als Zweitsprache unterrichten oder im heilpädagogischen Bereich tätig sind.»
Der Lehrgang hilft den Teilnehmenden also, im Schweizer Schulbetrieb Fuss zu fassen. Allerdings können sie nicht automatisch mit der Anerkennung ihres ausländischen Lehrdiploms rechnen. Das hat zur Folge, dass sie weiterhin 20 Prozent weniger verdienen als Lehrkräfte mit Schweizer Diplom – gleich viel wie Unausgebildete.
Es gibt eine Warteliste
Wer möchte, dass sein ausländisches Diplom anerkannt wird, muss dieses von der Eidgenössischen Erziehungsdirektorenkonferenz EDK prüfen lassen. Und diese hält sich strikt an die Vorgaben. Entscheidend ist, dass die Ausbildung gleichwertig ist wie jene in der Schweiz.
Die Teilnehmenden streben eine volle Anerkennung ihres Diploms an.
Viele Kursteilnehmende hätten eine Anerkennung in bestimmten Fächern, sagt Nathalie Glauser. Aber klar sei: «Alle streben eine volle Anerkennung ihres Diploms an.»
Der Lehrgang ist ungeachtet der Diplomanerkennung beliebt. Glauser ist nicht überrascht: «Lehrkräfte gehören europaweit zu den drei grössten Berufsgruppen, die migrieren.» Für den zweiten Lehrgang, der jetzt startet, haben sich 26 Personen angemeldet. Für zukünftige Durchführungen gibt es eine Wartliste.