Die Gründe seines Rücktritts: Die Verluste der SP Schweiz bei den Wahlen sind laut Levrat nicht unmittelbar Auslöser für seinen Rücktritt. Der Entscheid sei bereits vor vier Jahren gefällt worden. «Zwölf Jahre sind eine lange Zeit. Es war spannend, aber es ist auch einmal Zeit für neue Köpfe», so Levrat im Interview mit SRF. «Anfang 2019 haben wir beschlossen, unseren Parteitag, der im November nächsten Jahres vorgesehen war, in den April vorzuziehen, um meinem Nachfolger genug Zeit bis zu den nächsten Wahlen 2023 zu geben.»
Erfolge und Misserfolge aus Levrats Sicht: Besonders stolz macht Levrat, dass die Partei stärker als Bewegung funktioniert und dass man den Anschluss zum Frauenstreik oder der Klimajugend ausbauen konnte. Erfeut zeigt sich Levrat auch an seiner Beteiligung an der Wahl von Eveline Widmer-Schlumpf, welche acht Jahre lang einen «progressiven Bundesrat» ermöglichte und die Schweiz aus der Atomenergie geführt oder die Abschaffung des Bankgeheimnisses vollzogen hat. Auch einige Abstimmungserfolge machen den SP-Präsidenten stolz, etwa die Gripenabstimmung oder die Unternehmensreform III. Hadern tut er hingegen mit der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative. «Das wäre zu verhindern gewesen», meint der scheidende Präsident gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Der Zustand der SP: Auf der einen Seite sei die SP verglichen mit dem Ausland stark geblieben. «Wir sind die stärkste Partei im progressiven Lager und würden in den meisten Ländern die Regierung stellen.» Auf der anderen Seite habe die SP vier Sitze verloren, die Grünen indes 17 Sitze gewonnen. «Wir müssen uns um beides kümmern. Um den Verlust der Sitze im Nationalrat, aber auch um die neue Mehrheit, die wir installieren konnten. Eine Mehrheit für eine progressive Politik, sei es in der Gesundheit, bei Renten, Europafragen oder natürlich in der Klima-Diskussion.»
Die künftige Positionierung der SP: «Wir müssen die relevante Kraft links der Mitte sein, die sowohl Heimat für sozialliberale, wie auch für Gewerkschaft oder Juso bedeutet», so Levrat. Ob die SP sich eher linker oder rechter positionieren soll, werde diskutiert werden. «Am Schluss muss die SP eine Klammer bleiben zwischen einer urbanen Wählerschaft und einer traditionellen Arbeiter-Wählerschaft. Wenn man sich nur auf ein Segment einer Wählerschaft konzentriert, ist ein Absturz vorprogrammiert.»
Ein grüner Bundesrat? Ob die SP einen grünen Bundesrat unterstützen werde, hänge erst einmal davon ab, ob die Grünen antreten werden. Der Ball liege nun bei ihnen. In zweiter Linie liege der Ball aber auch bei den anderen Parteien, mitunter auch bei der SP. «Ich glaube, was nicht geht, ist, die Grünen auf später zu vertrösten. Die SVP und die FDP sind übervertreten.»
Levrat zu den Nachteilen als Parteipräsident: Nicht vermissen wird Levrat «die sehr vielen Medienberichte und Medienanfragen», wie er sagt. «Das gehört zum Job, aber ich bin nicht sicher, dass diese Personifizierung, die extrem zugenommen hat in den letzten Jahren, unserer Demokratie guttut.»
Wer folgt?: An dieser Diskussion will sich Levrat nicht beteiligen. Es sei an den Mitgliedern, das zu entscheiden, und nicht am abtretenden Präsidenten. «Ich werde eisern schweigen».