Ende Mai kommen wohl weitere, bedeutende Lockerungen. Der Bundesrat reagiert damit auf die stabile Lage – aber bei seinen Entscheidungen spielen immer auch Erwartungen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft eine grosse Rolle. Was sagt die Wissenschaft? Wie vertretbar sind die Öffnungsschritte aus dem epidemiologischen Blickwinkel wirklich?
SRF News: Halten sie die geplante Wiedereröffnung von Restaurant-Innenräumen für sinnvoll?
Thomas Häusler: Die wissenschaftlichen Daten zeigen eindeutig, dass die grosse Zahl an Ansteckungen in Innenräumen geschieht. Der Bundesrat will zwar, dass wir im Restaurant Maske tragen, wenn man nicht gerade isst oder das Glas an den Mund führt. Wie das in der Realität dann funktioniert, das kann man sich fragen. Auf jeden Fall werden viele Menschen über längere Zeit ohne Maske gegenübersitzen – und das ist ein Risiko, es werden Ende Mai ja viele noch nicht geimpft sein. Allerdings fällt die endgültige Entscheidung erst am 26. Mai. Wenn die Fallzahlen nicht weiter sinken, kann der Bundesrat noch korrigieren.
Und wie beurteilen Sie die Aufhebung der Homeoffice-Pflicht?
Deswegen wird es zweifellos zu mehr Kontakten kommen, sei es in den Betrieben selbst oder im öffentlichen Verkehr. Aber ich halte hier das Risiko für begrenzter, weil weiterhin Maskenpflicht gilt, und die Betriebe, die künftig die Homeoffice-Pflicht aufheben, müssen Testprogramme einrichten, also regelmässig testen.
In der Schweiz geht alles etwas langsamer – Impfung und Entspannung.
In Grossbritannien sind explizit Umarmungen wieder erlaubt. Da gibt es ziemlich weitgehende Öffnungsschritte. Ist das nicht alles ein bisschen zu riskant?
Man kann verschiedene Länder schwer miteinander vergleichen. Grossbritannien, aber auch die USA und Israel haben sehr schnell geimpft. Dort hat sich die Lage deutlich entspannt, und diese Länder haben grössere Möglichkeiten jetzt zu lockern. In der Schweiz, aber auch in Deutschland und Österreich geht alles etwas langsamer – Impfung und Entspannung. Und so können wir einfach nur langsamer öffnen.
Das Gespräch führte Tobias Bosshard.