Zum Inhalt springen

Lokales OK winkt ab Rad-WM: Zürcher Gemeinden müssen Mehrkosten selber tragen

Grosser Frust bei einigen Zürcher Gemeinden: Das lokale Rad-WM-OK übernimmt Mehrkosten nicht, die sie nun selber zahlen.

  • Die Rad-WM vom vergangenen September hat einigen Zürcher Gemeinden teils grössere Mehrkosten verursacht.
  • Diese müssen sie nun selber tragen, weil das lokale Organisationskomitee des Sportgrossanlasses die Mehrkosten nicht übernehmen will.
  • Bei den betroffenen Gemeinden kommt dieser Entscheid schlecht an. Einige prüfen juristische Schritte.

Betroffen ist etwa die Gemeinde Zumikon im Bezirk Meilen: Sie musste bei der Feuerwehr umrüsten, damit deren Einsatzbereitschaft durchgängig sichergestellt war. Denn: Die Rennstrecke führte direkt am Feuerwehrdepot vorbei, womit das Depot nicht mehr erreichbar war. Also entschied sich die Gemeinde, eine Pikett-Truppe vor Ort stationiert zu organisieren. Kostenpunkt: mehrere zehntausend Franken.

Daraufhin schickte die Gemeinde dem lokalen OK eine Rechnung von rund 51'000 Franken. Doch das lokale OK winkt ab, wie Recherchen des Regionaljournals Zürich Schaffhausen von Radio SRF zeigen. «Wir haben einen Negativ-Bescheid gegeben. Wir haben gesagt, diese Forderungen müssen wir nicht übernehmen», sagt Andreas Herren vom lokalen Organisationskomitee der Rad-WM.

Rad-Rennen
Legende: Die Mehrkosten für die Gemeinden – etwa wegen des Routenverlaufs – sollen nicht einfach von der Gemeindebevölkerung bezahlt werden, so die Ansicht der betroffenen Gemeinden. Keystone/Til Bürgy

Es gebe keine rechtliche Grundlage dafür, dass das lokale OK diese Rechnungen der Mehrkosten bezahlen müsste. Ausserdem lege ein kantonaler Regierungsratsbeschluss dies klar fest. Dieser Beschluss sei den betroffenen Gemeinden bekannt, so Herren.

Bloss: In dem Komitee ist der Kanton Zürich selbst auch vertreten. Auf die erwähnten Regeln hatte er also direkten Einfluss.

Gemeinden stösst der Entscheid sauer auf

Die Absage des lokalen Organisationskomitees stösst bei den Gemeinden auf Unverständnis und Verdruss. Nebst Zumikon sind etwa auch Zollikon, Oetwil am See und Erlenbach von Mehrkosten betroffen, welche sie den Organisatoren in Rechnung gestellt haben. Der ungefähre Tenor dabei: Die Gemeindebevölkerung soll nicht für etwas aufkommen, worüber sie gar nicht befragt wurde.

Erlenbach etwa forderte vergeblich eine Erstattung in Höhe von mehr als 25'000 Franken: Kosten für eine Informationsveranstaltung, für Flyer und Informationsschreiben, den Betrieb einer Hotline, verschiedene Strassensperren, die temporäre Signalisation, Plakate und einen Verkehrsdienst. Zudem war das Gemeindehaus am Abstimmungssonntag nicht zugänglich, sodass für das Wahlbüro ein alternativer Standort gefunden werden musste.

Einen Verein rechtlich zu belangen oder zu betreiben, ist wahrscheinlich noch tricky.
Autor: Thomas Kauflin Gemeindeschreiber Zumikon

Ende Jahr noch verwiesen die Gemeindevertreter auf die gute Zusammenarbeit mit den Organisatoren und erhofften sich mindestens einen Teilbetrag der Mehrkosten erstattet. Doch daraus dürfte nun definitiv nichts werden. Erlenbach, Zumikon und Zollikon indes wollen dies nicht einfach so auf sich sitzen lassen – sie prüfen jetzt rechtliche Schritte.

Letztes Kapitel der Rad-WM?

Doch das dürfte schwierig werden. Unter anderem deswegen, weil das lokale Organisationskomitee als Verein organisiert ist. «Einen Verein rechtlich zu belangen oder zu betreiben, ist wahrscheinlich ‹tricky›», sagt Thomas Kauflin, Gemeindeschreiber von Zumikon.

Man kläre ab, was möglich wäre. Indes überlegten sie sich auch, wie weit sie denn überhaupt gehen wollen. So fände er es persönlich auch ein wenig schwierig, Gelder der einen öffentlichen Hand für die andere öffentliche Hand einzutreiben. Fest steht aber: Ganz abgeschlossen dürfte dieses Kapitel noch nicht sein.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 22.1.2025, 12:03 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel