Weniger Züge zu Spitzenzeiten, verschiedene S-Bahn-Linien werden teilweise stillgelegt und durch Busse ersetzt. So gehe das nicht, sagt Michael Müller vom Bundesamt für Verkehr (BAV) zu SRF: «Solch eine Ausdünnung des Fahrplans ist für uns nicht akzeptabel.»
In einem Brief, der Radio SRF vorliegt, hat sich der BAV-Direktor bei der SBB bereits beschwert. Darin äussert das BAV zwar Verständnis dafür, dass die SBB bestimmte Angebotsreduktionen weiterführe, die sie bereits im Corona-Lockdown vorgenommen hatte. Dass die SBB nun aber vorübergehend ganze S-Bahn-Linien einstellen wolle, gehe nicht: «Diesem Vorgehen können wir nicht zustimmen», schreibt BAV-Direktor Peter Füglistaler in seinem Brief an die SBB.
«Der Bund bezahlt keine Ersatzbusse»
Wenn die SBB bestellte Leistungen im regionalen Personenverkehr nicht erbringe, werde der Bund dafür auch nichts bezahlen. Und mehr noch: Ihr Ersatzangebot müsse die SBB selber finanzieren: «Der Bund bezahlt solche Ersatzbusse nicht, das ist Sache der SBB», so BAV-Sprecher Müller.
Zwar soll die SBB vom Bund für ihre Verluste in der Coronakrise entschädigt werden. Der Bundesrat will den ÖV insgesamt mit Hunderten von Millionen Franken stützen. Doch wegen der Angebotsausdünnung entgeht der SBB nun Geld. Wie viel, steht noch nicht fest.
Kantone sollten Schadenersatz prüfen
Auch die Kantone ärgern sich über die Bundesbahn. Genau wie der Bund hätten die Kantone bei der SBB Leistungen bestellt und mitfinanziert, sagt der Präsident der Kantonalen ÖV-Direktoren, der Basler SP-Regierungsrat Hans-Peter Wessels.
«Wenn die SBB diese Leistungen einfach einseitig einstellt, ist schon die Frage, ob da nicht finanzielle Ansprüche seitens der Besteller an die SBB bestehen. Wir müssen uns fragen, ob es Haftungsansprüche gibt.» Wenn die SBB jetzt also die Leistung abbaue, sollten die Kantone prüfen, ob sie von der SBB Schadenersatz verlangen könnten.
Die SBB selber streut Asche auf ihr Haupt und entschuldigt sich. Die SBB setze alles daran, gute Lösungen zu finden, sagt Sprecherin Sabine Baumgartner. «Zusätzlich haben wir auch eine interne Revision angeordnet. Mit dem klaren Fokus, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und diese in Zukunft zu vermeiden.»
Bis mindestens Ende Jahr bleibt das Angebot der SBB aber ausgedünnt. Bis die SBB wieder über genügend Lokführerinnen und -führer verfügt.