Darum geht es: Für die bodengestützte Luftabwehr und weitere Systeme soll die Schweiz rasch Munition beschaffen. Die zuständige Nationalratskommission will das Rüstungsprogramm 2025 entsprechend um eine Milliarde Franken ausbauen und hat einen entsprechenden Verpflichtungskredit beantragt. Das Geld soll zum Kauf von Munition für die Systeme bodengestützte Luftverteidigung (Bodluv) grösserer und mittlerer Reichweite sowie für Systeme für die indirekte Feuerunterstützung auf mittlere Distanz zur Verfügung stehen.
Für diese Systeme sollen Lenkwaffen beschafft werden: Die Schweiz beschafft für die bodengestützte Luftverteidigung mittlerer Reichweite das deutsche System IRIS-T SLM. Mit IRIS können fliegende Ziele auf eine mittlere Distanz bis 40 Kilometer bekämpft werden: Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper, Lenkwaffen oder ballistische Kurzstreckenraketen. Für die Luftverteidigung grösserer Reichweite beschafft die Schweiz das US-amerikanische Patriot-System von Raytheon Technologies. Patriot schützt vor Angriffen mit Flugzeugen, hochfliegenden Drohnen, Marschflugkörpern und Lenkwaffen bis in eine Höhe von über 12'000 Meter. Beide Systeme werden mit Lenkwaffen bestückt.
So viel kostet eine einzelne IRIS-Rakete: Armasuisse teilt auf Anfrage von SRF mit: «Es gibt Stückpreise, aber darüber geben wir keine Auskunft. Generell kann beobachtet werden, dass die Preise seit Beginn des Jahrzehnts stark steigen. Als Gründe hierfür sehen wir die Inflation sowie insbesondere eine stark gestiegene Nachfrage.» Über die Preise dieser Lenkwaffen kursieren deshalb nur ungefähre Zahlen: Für die Lenkflugkörper IRIS-T SLM von Diehl Defence sind das Beträge zwischen 400'000 und 600'000 Euro. Pro Stück.
So viel kostet eine einzelne Patriot-Rakete: Für das Patriot-System kauft die Schweiz zwei verschiedene Typen des gleichen Lenkwaffenmodells: Mit der Armeebotschaft 2022 wurde die PAC-2 GEM-T beschafft und im Folgejahr im Rahmen der Armeebotschaft 2023 die PAC-3 MSE. Der Stückpreis für die neuste Version dieser Raketen bewegt sich gemäss verschiedenen Angaben zwischen 3.7 und 5 Millionen Dollar. Pro Stück.
So viele Lenkwaffen gibt es für eine Milliarde: Wie viele Lenkwaffen beider Systeme bestellt sind und noch bestellt werden, dazu sagt Armasuisse nichts. Ausser: «Welche Lenkwaffentypen allfällig in welchen Stückzahlen beschafft werden würden, wird zu einem späteren Zeitpunkt durch den Bereich Verteidigung entschieden.» Und weiter: «Die Anzahl an Lenkwaffen, die beschafft werden, ist klassifiziert (also geheim).» Armasuisse gibt weder zur Stückzahl der Lenkwaffen noch zu den Stückpreisen etwas preis. Auch zu Lieferfristen macht das Bundesamt für Rüstung keine Angaben. Beschafft würde Kriegsmunition.
Auch Hersteller geben sich bedeckt: Raytheon Technologies schreibt: «Unfortunately I do not have any information to share at this time.» (Leider kann ich zu diesem Zeitpunkt keine Informationen weitergeben.) Diehl Defence aus Deutschland richtet aus: «Zu Konditionen, Preisen und Lieferfristen können wir keine Angaben machen, weil dies Gegenstand von vertraulichen Gesprächen mit Kunden ist.» Wie viel Munition sich für eine Milliarde Franken theoretisch beschaffen liesse, wie viele Lenkwaffen von welchem Hersteller in welcher Version, was die Stückpreise sind, dazu wird vor allem Eines: geschwiegen.