Whistleblower haben in der Schweiz einen schweren Stand: Rechtlich sind sie nicht geschützt. Umso wichtiger sind firmeninterne Meldestellen, an die sich Whistleblower anonym wenden können. Das zeigt ein internationaler Whistleblowing-Report.
Gemäss dem Bericht waren 40 Prozent der befragten Firmen im vergangenen Jahr von Missständen betroffen. Häufig wurden diese Vorfälle bei der internen Meldestelle gemeldet.
Es lohne sich für die Unternehmen, eine solche interne Meldestelle zu haben, sagt Moritz Homann von der Firma EQS: «Es ist definitiv ein gutes Instrument, gerade weil man sieht, dass es langfristig zum Fortbestand der Unternehmen und Organisationen beiträgt.»
Schweiz hat schon relativ viele Meldestellen
Homanns Firma aus München hat zusammen mit der Hochschule Chur 1400 Firmen in vier Ländern befragt, wie diese mit Whistleblowern umgehen.
Im internationalen Vergleich mit Deutschland, Frankreich und Grossbritannien stünden die Schweizer Firmen gut da: «Die Ergebnisse zeigen, dass 65 Prozent der Unternehmen, die in der Studie untersucht wurden, schon interne Meldestellen eingerichtet haben.» Damit stünden die Schweiz und Grossbritannien vor Frankreich und Deutschland. «Dort sind es erst 55 Prozent.»
Kleine Firmen haben weniger oft Meldestellen
Untersucht wurden einerseits kleinere Firmen ab 20 Mitarbeitern und andererseits grosse Firmen mit mindestens 250 Mitarbeitern. Laut Homann stehen grosse Firmen besser da als kleinere: «Generell sieht man auch bei der Verbreitung der Meldestellen, dass in Grossunternehmen die interne Meldestelle schon fast zum Standard gehört, bei kleineren Unternehmen sind sie noch nicht so verbreitet.»
Whistleblower gehen oft ein beträchtliches persönliches Risiko ein, wenn sie einen Missstand in ihrer Firma melden. Häufig werden sie danach bestraft oder gar entlassen. Die Empfehlung der Studie ist es deshalb, dass Whistleblower die Möglichkeit haben sollten, ihre Meldung anonym abzugeben.
Schweiz hat noch kein Gesetz zum Schutz
Auch rechtlich sollten sie noch besser geschützt werden, sagt Homann: «In der Schweiz sieht es derzeit nicht danach aus, als würde in naher Zukunft ein Schutzgesetz für Whistleblower erlassen werden. Da besteht Nachholbedarf. Die Sicherheit für Whistleblower in der Schweiz ist sehr gering.»
Die Studie zeigt weiter, dass bei den Meldestellen nur sehr wenige Hinweise eingehen, um jemanden anzuschwärzen. Dass sie kaum missbraucht würden, sei ein weiteres Argument für solche Meldestellen, so die Studie.