Palettenweise kommen sie nun in der Armee-Apotheke bei Bern an: Schutzmasken aus China. Diese grösste Beschaffungsaktion der Armee in der jüngeren Geschichte koordiniert Brigadier Markus Näf. Ein Fulltime-Job. Näf ist im zivilen Leben Wirtschaftsanwalt.
Nun verantwortet Näf einen Einkauf von bis zu 2.1 Milliarden Schweizer Franken. «Wir haben aktuell rund 20 Millionen Masken an Lager», erklärt Näf. Weitere 80 Millionen Stück sollen in den nächsten Tagen aus China eintreffen.
Flaschenhals Lufttransport
Insgesamt kauft die Armee über eine halbe Milliarde Schutzmasken ein. Diese sollen den Bedarf bis Ende August abdecken. Einkäufe in dieser Grössenordnung seien sehr schwierig, sagt der Brigadier. Die Masken-Fabriken in China hätten ihre Produktionskapazitäten zwar massiv ausgebaut. Der grösste Flaschenhals sei aber der Lufttransport in die Schweiz.
Nach Möglichkeit versuche er ganze Transportmaschinen zu chartern, erklärt Näf. Gehe dies nicht, transportiere man die Masken in den wenigen und kleineren Swiss-Flugzeugen, die noch operieren würden.
Masken für die Bevölkerung
Der Bundesrat hat inzwischen die Einkaufsliste veröffentlicht: Die Armee soll auch Hygienemasken für die Bevölkerung einkaufen, 330 Millionen Stück für maximal 396 Millionen Franken. Bereitet sich der Bund also doch auf eine breitere Maskenstrategie vor?
Wir wollen Handlungsspielraum haben.
Man wolle auf alle Eventualitäten vorbereitet sein, erklärt Corona-Beschaffungskoordinator Näf. «Wir wollen bei einer weiteren Entwicklung der Infektionen verschiedene Handlungsspielräume haben». Entschieden dazu sei aber noch nichts.
Kein Masken-Konzept
Ebenso unklar bleibt, ob die Armee auch Schutzmasken in einzelne Wirtschaftsbranchen liefern wird. Auf der Einkaufsliste der Armee sind «Masken für Berufstätige» vermerkt, 99 Millionen Stück. Man diskutiere zurzeit, sagt Näf, ob man solches Material abgeben könne. Das Problem: Der Bundesrat hat zwar den Grosseinkauf durch die Armee angeordnet, aber es gibt weiterhin keine klare Maskenstrategie.
Es bleibt unklar, ob zum Beispiel Coiffeure ab Montag Masken bei der Armee beziehen könnten, falls die Branche Engpässe haben sollte. Vor dem ersten Schritt der Lockerungen ab dem nächsten Montag muss der Bund dringend solche offenen Fragen beantworten. Eventuell wird der Bundesrat am Mittwoch über solche Masken-Fragen entscheiden, ist aus der Bundesverwaltung zu hören.
«Riesige Beträge»
Die Finanzdelegation des Parlaments hat eine erste Tranche von 700 Millionen Franken des Grosseinkaufs durch die Armee bewilligt. «Das sind schon riesige Beträge», wundert sich Peter Hegglin etwas, CVP-Ständerat aus dem Kanton Zug und Präsident der Finanzdelegation. Er erwartet von der Armee, dass kostenbewusst eingekauft wird.
Wir versuchen, unsere Rolle als Einkäufer der Schweiz auszuspielen.
Geld soll zurückfliessen
Die Kosten seien ein grosses Thema, versichert Chefeinkäufer Näf. «Wir versuchen, unsere Rolle als Einkäufer der Schweiz auszuspielen, um die Preise weiter reduzieren zu können.» Die 2.1 Milliarden Franken für Schutzmaterial seien als Kredit-Limite zu sehen. Man hoffe, das Material doch etwas günstiger einkaufen zu können.
Und schliesslich soll ein Teil des Geldes auch wieder an den Bund zurückfliessen. Spitäler und eventuell dann auch Privatpersonen und Betriebe sollen den Einkaufspreis der Schutzmasken bezahlen müssen.