Der Präsident der Mitte-Partei der Schweiz, Gerhard Pfister, gibt sein Amt im Sommer ab. Das hat er am traditionellen Dreikönigsgespräch seiner Partei in Bern bekanntgegeben. Gegenüber SRF News erklärt er die Gründe für seinen Rücktritt – und wie es für ihn persönlich und die Partei weitergehen soll.
SRF News: Weshalb treten Sie als Parteipräsident der Mitte zurück?
Gerhard Pfister: Es ist der richtige Moment für mich – und vor allem auch für die Partei. 2025 ist vermutlich ein Übergangsjahr. Im Juni wird unsere Strategie 2033 abgeschlossen sein, und im Herbst beginnen bereits die Vorbereitungsarbeiten für die eidgenössischen Wahlen 2027.
An Arbeit wird es mir in den kommenden sechs Monaten sicher nicht mangeln – und auch meinem Nachfolger nicht.
Als ich gemeinsam mit der Partei-Basis die Strategie 2025 entwickelt habe, habe ich mir gesagt, dass ich mir in diesem Jahr überlegen muss, ob ich weitermache. Ich glaube, dass jetzt der richtige Moment gekommen ist, um den Stab weiterzugeben.
Welche Pflöcke möchten Sie bis zum Sommer noch einschlagen?
Ganz wichtig wird es sein, die Strategie für die kommenden und übernächsten Wahlen zu finalisieren. Das möchte ich noch mit den Kantonalparteien zusammen erarbeiten. Daneben stehen einige kantonale Wahlen an, bei denen ich gerne unterstütze, wenn das gewünscht ist.
Thematisch gibt es einige Brocken: Das Europa-Dossier beschäftigt uns, der Krieg in der Ukraine bleibt eine Belastung, die Polarisierung in der Welt nimmt zu. An Arbeit wird es mir in den kommenden sechs Monaten sicher nicht mangeln – und auch meinem Nachfolger nicht.
Wer folgt auf Gerhard Pfister als Mitte-Präsident?
-
Bild 1 von 13. Reto Nause. Als bisher einziger Kandidat hat der Berner Nationalrat Reto Nause gegenüber SRF sein Interesse am Parteipräsidium bekundet. Er sitzt seit Ende 2023 im Nationalrat. Zwischen 2009 und 2024 war er Sicherheitsdirektor der Stadt Bern. Von 2001 bis 2008 war er zudem Generalsekretär der CVP Schweiz. Bildquelle: KEYSTONE/Gaetan Bally.
-
Bild 2 von 13. Philipp Matthias Bregy. Der 46-jährige Walliser wurde 2019 in den Nationalrat gewählt, seit April 2021 ist er Mitte-Fraktionspräsident. Bregy hält sich noch bedeckt, was die Nachfolge von Gerhard Pfister angeht, will gegenüber SRF eine Kandidatur aber nicht ausschliessen. Bildquelle: KEYSTONE/Alessandro della Valle.
-
Bild 3 von 13. Elisabeth Schneider-Schneiter. Die Baselbieterin sitzt seit 2010 im Nationalrat und ist dort seit längerem Mitglied der Aussenpolitischen Kommission (APK), die sie zwischenzeitlich auch präsidierte. Auf Anfrage von SRF erklärt sie, sie könne sich die Position als Parteipräsidentin vorstellen. Bildquelle: KEYSTONE/Alessandro della Valle.
-
Bild 4 von 13. Simon Stadler. Der gelernte Maurer und ehemalige Primarlehrer sitzt seit 2019 im Nationalrat. Gegenüber SRF sagt der Urner, dass er sich eine Kandidatur überlegen will. Bildquelle: KEYSTONE/Gaetan Bally.
-
Bild 5 von 13. Nicole Barandun. Die Stadtzürcherin war Präsidentin der Mitte des Kantons Zürich und sitzt seit 2023 für die Partei im Nationalrat. Im Gespräch mit SRF sagt sie, dass sie sich eine Kandidatur überlegen möchte. Bildquelle: KEYSTONE/Gaetan Bally.
-
Bild 6 von 13. Vincent Maitre. Der Genfer Nationalrat hat sich noch keine Gedanken über eine Kandidatur gemacht. Der 43-jährige Rechtsanwalt ist Mitglied des Mitte-Parteipräsidiums und gehört seit 2019 dem Nationalrat an. Bildquelle: KEYSTONE/Alessandro della Valle.
-
Bild 7 von 13. Yvonne Bürgin . Die Gemeindepräsidentin von Rüti ZH wurde 2023 in den Nationalrat gewählt. Zu einer allfälligen Kandidatur will sie sich gegenüber SRF noch nicht äussern. Dafür sei es noch zu früh. Bildquelle: KEYSTONE/Gaetan Bally.
-
Bild 8 von 13. Pius Kaufmann. Der Luzerner ist 2023 in den Nationalrat gewählt worden. Auf die Frage nach einer möglichen Kandidatur reagiert er gegenüber SRF überrascht. «Damit habe ich mich bis heute nicht befasst.». Bildquelle: KEYSTONE/Gaetan Bally.
-
Bild 9 von 13. Benedikt Würth. Der Finanzpolitiker, der seit 2019 St. Gallen im Ständerat vertritt, wurde auch schon als möglicher Bundesratskandidat gehandelt. Für das Amt als Parteipräsident stehe er jedoch nicht zur Verfügung, erklärt Würth gegenüber SRF. Bildquelle: KEYSTONE/Alessandro della Valle.
-
Bild 10 von 13. Martin Candinas. Der Bündner sitzt seit elf Jahren im Nationalrat und amtete 2022 als Nationalratspräsident. Er hat sich aus dem Rennen für das Parteipräsidium genommen. Bildquelle: KEYSTONE/Gaetan Bally.
-
Bild 11 von 13. Lukas Engelberger. Abgesagt hat auch der Basler Gesundheitsdirektor. Das Amt eines Parteipräsidenten sei mit den Aufgaben eines Regierungsrates nicht vereinbar, teilte er auf Anfrage gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Bildquelle: KEYSTONE/Georgios Kefalas.
-
Bild 12 von 13. Priska Wismer-Felder. Die Luzernerin, die seit 2019 im Nationalrat sitzt, erklärt gegenüber SRF, dass sie für das Amt als Parteipräsidentin nicht zur Verfügung stehen würde. Bildquelle: KEYSTONE/Alessandro della Valle.
-
Bild 13 von 13. Stefan Müller-Altermatt. Der Solothurner sitzt bereits seit 2011 im Nationalrat. Auch er nimmt sich gegenüber SRF aus dem Rennen für das Parteipräsidium. Bildquelle: KEYSTONE/Alessandro della Valle.
Unter Ihrer Präsidentschaft sind die damalige CVP und BDP zur Mitte-Partei fusioniert. Nun ist die Partei etwa gleich stark wie die FDP. Das Potenzial der Mitte sehen Sie allerdings bei 18 Prozent. Wie wollen Sie dies erreichen?
Wir müssen noch mehr zu einer Bewegung werden und die Partei weiter für Partizipation öffnen. Jede Person, die in der Schweiz bei einer vernünftigen, lösungsorientierten Politik mitmachen möchte, ist bei uns herzlich willkommen. Wir müssen neue Wählerschichten erschliessen. Das ist uns bei den Jungen schon sehr viel besser als noch in den letzten Jahren gelungen. Diesen Weg müssen wir konsequent weitergehen.
Zudem müssen wir noch proaktiver Lösungen aus der Mitte heraus vorschlagen. Wir dürfen nicht warten, bis links und rechts etwas vorgeschlagen haben und das dann als unsere Lösung verkaufen. Hier haben wir Fortschritte gemacht. Wir müssen diese Arbeiten aber weitermachen – und dann können wir unser Potenzial auch ausschöpfen.
Bis zum Sommer wird auch das neue Vertragspaket mit der EU ein wichtiges Thema sein. Gegenüber rechts bieten Sie an, dass die Schweizer Stimmbevölkerung über eine Schutzklausel bei der Personenfreizügigkeit abstimmen soll – dies als möglichen Gegenvorschlag zur SVP-Initiative «Keine 10-Millionen-Schweiz». Welchen Vorschlag haben Sie Richtung links?
Ohne eine einvernehmliche Lösung zwischen den Sozialpartnern braucht man das Vertragswerk dem Volk gar nicht vorlegen. Denn dann wird es ganz sicher abgelehnt. Wir müssen die berechtigte Sorge, dass die Löhne unter Druck kommen, ernst nehmen. Nicht nur die Gewerkschaften, sondern auch das Gewerbe hat diese Sorgen.
Ich staune immer wieder, dass man ausgerechnet Frau Bundesrätin Amherd mit ihrer eher kurzen Amtszeit nachsagt, sie würde sich mit dem Gedanken ans Aufhören beschäftigen.
Wir haben Ideen, wie man das Schweizer Lohnniveau sichern kann. Diese werden wir lancieren und im Parlament diskutieren. Am schönsten und am «einfachsten» wäre es natürlich, wenn sich die Sozialpartner im kommenden Halbjahr einigen könnten. Hier braucht es ein starkes Engagement des Bundesrats.
Stichwort Bundesrat: Es wurde bereits seit Längerem spekuliert, ob es einen Doppelrücktritt von Viola Amherd und Ignazio Cassis geben könnte. Weckt das Ambitionen bei Ihnen?
Ich staune immer wieder, dass man ausgerechnet Frau Bundesrätin Amherd mit ihrer eher kurzen Amtszeit nachsagt, sie würde sich mit dem Gedanken ans Aufhören beschäftigen. Ich habe es immer so gehandhabt, dass ich diese Frage erst beantworte, wenn sie sich tatsächlich stellt. Das ist heute nicht der Fall.
Das Gespräch führte Christine Wanner.