Es sollte ein entspannter Kletterausflug werden. Bei schönstem Sommerwetter machte sich eine Gruppe Kletterer und Kletterinnen auf zum Hofstettenchöpfli in der Region Basel. Während sie gerade nach einer geeigneten Stelle in der Felswand für das Kletterabenteuer suchen, kommt es zur aussergewöhnlichen Entdeckung.
«Plötzlich starrten mich zwei Schädel an», erzählt einer der Kletterer, der anonym bleiben will. Die Schädel steckten in einer kleinen Einbuchtung in der Felswand. «Im ersten Moment stand ich ziemlich unter Schock – so etwas habe ich noch nie gesehen.» Sofort holt er seinen Kollegen dazu. Gemeinsam rufen sie die Polizei und melden den Schädelfund.
Polizeieinsatz statt Klettertour
Kurze Zeit später begleiten die Kletterer einen Polizisten und eine Polizistin zum Fundort. Aus Neugierde bleiben sie dabei, als die Polizisten ihre Arbeit verrichten. Nach einem kurzen Hin und Her ist klar: Die Schädel sind echt. Sie werden fotografiert, eingepackt und zur Rechtsmedizin gebracht.
Solche Funde kommen äusserst selten vor.
Die Schädel landen im Labor von Christian Lanz, Chefarzt der Rechtsmedizin der Solothurner Spitäler. «Solche Funde kommen äusserst selten vor», erklärt er. «Manchmal werden Schädel oder Knochen in einem Plastiksack bei der Polizei abgegeben.» Das sei der Fall, wenn die Schädel zum Beispiel bei einer Hausräumung auftauchen.
Wie kamen die Schädel in die Felsspalte?
Und woher stammen die Schädel von Hofstetten? «Einer der Schädel hat deutliche Witterungsspuren», sagt Lanz. «Die äussere Knochenschicht ist bereits am Abblättern.» Von einem Delikt geht Lanz nicht aus: «Es gibt keine Verletzungsspuren und die Personen dürften schon länger verstorben sein.»
Lanz vermutet aber, dass jemand die Schädel erst in den vergangenen Tagen oder Wochen in der Felsspalte platziert hat. «Es könnte im Zusammenhang mit Geocaching stehen», erklärt er. Geocaching ist eine Art Schatzsuche oder Schnitzeljagd, bei der Gegenstände irgendwo versteckt und anschliessend die GPS-Daten veröffentlicht werden.
Viele Fragen bleiben unbeantwortet
«Die Überreste könnten aus einer Krypta stammen», sagt Lanz. Bei der Krypta handelt es sich um einen religiösen Raum, der häufig unter einer Kirche liegt. Ursprünglich diente der Raum als Begräbnisstätte für wichtige religiöse Persönlichkeiten oder als Andachtsraum. In einer solchen Krypta könnten die Schädel ausgestellt gewesen sein.
Klar ist: Die Knochen gehören zu einem Mann und einer Frau. «Es handelt sich sicher um Erwachsene, vermutlich mittleren Alters», sagt Lanz. Weiter wurden aber auch noch ein Kiefer und ein Kreuzbein gefunden. «Es könnte also sein, dass die Überreste von bis zu vier verschiedenen Personen stammen.»
Mehr kann Lanz mit seinen Mitteln nicht über die menschlichen Überreste herausfinden. «Es gäbe natürlich verschiedene Varianten und Analysen, die man machen könnte, um noch mehr zu erfahren», erklärt er. Auch ihn nimmt es wunder, was dahintersteckt. «Solche Untersuchungen wären aber sehr aufwendig.»
Was jetzt mit den Schädeln passiert, ist nicht klar. Die Solothurner Kantonspolizei klärt ab, ob die Kantonsarchäologie Interesse an dem Fund hat. Bis dahin bleiben die Schädelfunde ein Mysterium und für die Klettergruppe «einen Tag, den wir nicht so schnell vergessen werden».