Solveig Hoffmann trägt einen weissen Kittel und Mundschutz. Vor ihr liegt eine Schale aus Stein. Sie nimmt einen Handstaubsauger und befreit die Schale vom Staub. «Staub und Schmutz sind eine Grundlage für Schimmel und Insekten, die dann am Ausstellungsobjekt eine Nahrungsquelle finden.»
Dokumentation vor möglicher Rückgabe
Hoffmann legt den Staubsauger zur Seite und nimmt einen Pinsel zur Hand. Die Schale sei brüchig, sie muss vorsichtig sein. Die Konservatorin hat aber noch einen weiteren Grund, die Objekte zu putzen: «Für die Fotos, die gleich gemacht werden.»
Das Museum der Kulturen Basel schickt die Objekte zurück in ihre Heimat. 1932 haben die Basler Lucas Staehelin und Theo Meier die Gegenstände von einer Insel im Südpazifik mitgenommen.
Die Schale, die Solveig Hoffmann bearbeitet, ist nur eines von etwa 60 Objekten, die das Museum nach Französisch-Polynesien schickt, genauer auf die Insel Hiva Oa.
Die Objekte sind Teil der Geschichte und Kultur der Insel.
Es sind Objekte, die die Basler Lucas Staehelin und Theo Meier in den 30er-Jahren gegen Alkohol oder Tabak getauscht haben. Gewisse Stücke haben sie auch gestohlen. Zurück in der Schweiz verkauften Staehelin und Meier die Objekte dem damaligen Völkerkundemuseum. Jetzt will das Museum diese Objekte zurück in ihr Ursprungsland schicken.
Woher die Objekte kommen und welche Bedeutung sie haben, erforscht das Museum vor einer möglichen Rückführung. Bei dieser Provenienzforschung im Museum der Kulturen Basel kann die Öffentlichkeit miterleben, wie sie funktioniert: Beim Projekt «Vor aller Augen» können Interessierte den Fachleuten zusehen.
Die Objekte aus Hiva Oa seien nicht wertvoll, sagt Beatrice Voirol, die am Museum der Kulturen die Abteilung Ozeanien leitet. Das fand man bei der Provenienzforschung heraus. «Aber sie sind Teil der Geschichte und Kultur der Insel», so Voirol.
Voirol hatte die Provenienzforschung angerissen. «Ich reiste mit drei dicken Ordnern mit Fotos der Sammlungsstücke nach Hiva Oa», erzählt sie. Dort angekommen, wurde sie überrascht.
Die Schädel der Ahnen bleiben in Basel
Im Museum in Basel dachte man, die Menschen auf Hiva Oa seien vor allem an Schädeln und Knochen interessiert, also an den Überresten ihrer Ahnen. Diese seien aus Gräbern geraubt worden, und das Museum habe herausgefunden, aus welchen Gräbern.
Doch weit gefehlt. Die Menschen auf Hiva Oa wollen die Knochen gar nicht. Aus Angst: «Sie befürchten, dass die Gräber erneut von Räubern ausgeraubt werden könnten», erzählt Voirol. Was mit den Schädeln geschieht, ist also noch unklar.
So können wir die Beziehungen stärken und später entscheiden, was wir machen.
Die Rückführung von Objekten gestalte sich oft schwierig, sagt Voirol. Man habe sich drum mit Joëlle Frébault, der Bürgermeisterin von Hiva Oa, darauf geeinigt, die Objekte zuerst als Leihgabe zurückzuschicken. Auf der Insel mache man eine Ausstellung mit ihnen. Voirol: «So können wir die Beziehungen stärken und später entscheiden, was wir machen.»
Suche nach Lösung geht weiter
Aber was geschieht mit den Überresten der Menschen? Beatrice Voirol seufzt. Das sei keine einfache Frage. Es gebe Museen in Ozeanien, die geweihte Räume hätten, wo Knochen Verstorbener ausgestellt würden. In Hiva Oa gebe es aber keine solchen Museen.
Aber: Gerade wegen der Provenienzforschung bleiben das Museum in Basel und die Behörden in Hiva Oa in Kontakt. «Wir werden eine Lösung finden», ist Voirol überzeugt.