- SVP-Präsident Marco Chiesa stellt sich zum Ende seiner ordentlichen Amtszeit im März 2024 nicht zur Wiederwahl.
- Der Zeitpunkt für den Rückzug aus dem Amt sei richtig, zeigte er sich überzeugt.
- Die Findungskommission hat bereits mit der Nachfolgeplanung begonnen.
«Ich hatte einen Auftrag. Und der ist erfüllt», erklärte der Tessiner Marco Chiesa im Interview mit CH Media und Corriere del Ticino. «Das Ziel meiner Amtszeit war: Die Wahlen zu gewinnen und die Politik und die Werte der SVP zu stärken.» Das sei gelungen.
Dreieinhalb Jahre an der SVP-Spitze
Seine Partei habe bei den Nationalratswahlen im Oktober neun Sitze dazugewonnen und damit das drittbeste Ergebnis ihrer Geschichte erzielt.
Im Interview weist Chiesa die Kritik zurück, dass er vor allem in der Deutschschweiz zu wenig präsent gewesen sei. Er müsse nicht in jeder TV-Sendung dabei sein. Das täten, wie es die Strategie wolle, die Vertreter aus den jeweiligen Kantonen.
Chiesa war dreieinhalb Jahre Parteichef, dies ist im Vergleich zu anderen, wie etwa Ueli Maurer mit 12 Jahren oder Toni Brunner mit acht Jahren, kurz. Der Tessiner trat die Nachfolge von Albert Rösti im Sommer 2020 an. Rösti war – auch wegen der Corona-Pandemie – vier Jahre im Amt.
Der erste SVP Parteichef aus der lateinischen Schweiz gibt sich nach aussen hin konziliant, hart in der Sache, aber moderat im Stil. «Ein Blocherianer mit einem Lächeln», beschrieb ihn der Tessiner Politologe Oscar Mazzoleni einst. In Fragen der Zuwanderung, der Grenzgänger, des Asyls und Europas führte Chiesa den klaren Kurs seiner Vorgänger weiter.
Chiesa will nicht verschwinden
Chiesas bisherige Politkarriere verlief bisher steil nach oben. Der in Lugano aufgewachsene Inhaber einer Treuhandfirma und Vater von zwei Kindern politisierte zuerst für die SVP in der Stadt Lugano, dann im Tessiner Kantonsparlament und ab 2015 im Nationalrat. 2019 gelangt ihm ein politischer Coup. Er wurde überraschend als erster Tessiner SVP-Vertreter in den Ständerat gewählt.
Und wie geht es weiter mit Chiesa? Er werde nicht verschwinden, sagte er gegenüber den Zeitungen. Als Ständerat wolle er sich vor allem für den Kanton Tessin einsetzen. Und in der Familie möchte er öfter seiner Tochter beim Volleyball zuschauen und dem Sohn beim Landhockey.
Bundesrat zu werden, ist kein persönliches Ziel von mir.
In die Landesregierung ziehe es ihn, anders als seine Vorgänger Albert Rösti und Ueli Maurer, hingegen nicht. «Bundesrat zu werden, ist kein persönliches Ziel von mir.»
Trotzdem könnte er weiter an seiner Politkarriere planen: Im April sind in seiner Heimatstadt Lugano Regierungswahlen. Es wird gemunkelt, dass er kandidieren könnte. Er kommentierte die Spekulationen bislang nur lapidar: «Dieses Gerücht habe ich auch gelesen.»
Mögliche Kandidatinnen und Kandidaten können sich bis am 19. Januar bei der SVP melden, wie diese heute Donnerstag mitteilt. Die Delegierten wählen dann den Ersatz von Chiesa an ihrer Versammlung vom 23. März 2024. Die Findungskommission der SVP habe ihre Arbeit bereits aufgenommen, sagte Chiesa.