Martin Pfister und Markus Ritter wollen beide das gleiche: Bundesrat werden. Aber wie unterscheiden sie sich? Im Interview beantworten die Mitte-Kandidaten acht Fragen.
SRF News: Würden Sie als VBS-Chef wollen, dass die Armee näher an die Nato rückt?
Martin Pfister: Keine Annäherung, aber eine Zusammenarbeit. Es ist wichtig, dass wir personell und technisch mit der Nato zusammenarbeiten können, vor allem für das schlimmste Szenario – nämlich einen Kriegsfall. Gemeinsame Übungen mit anderen Nato-Ländern begrüsse ich.
Dort, wo es uns Vorteile bringt, kann man eine Zusammenarbeit mit der Nato diskutieren, aber das muss dann wirklich einen messbaren Vorteil für die Schweiz bringen.
Markus Ritter: Die autonome Landesverteidigung ist für mich zentral, ebenso die bewaffnete Neutralität. Dort, wo es uns Vorteile bringt, kann man eine Zusammenarbeit mit der Nato diskutieren, aber das muss dann wirklich einen messbaren Vorteil für die Schweiz bringen.
Befürworten Sie eine Erhöhung des Rentenalters (z. B. auf 67 Jahre)?
Pfister: Nein, im Moment nicht, weil das Volk darüber abgestimmt hat.
Ritter: Nein, generell nicht. Für Leute, die ihr Leben lang körperlich gearbeitet haben, ist das nicht möglich. Sie sind meistens an vielen Stellen physisch verbraucht.
Soll der Konsum von Cannabis legalisiert werden?
Pfister: Ja, mit einem verstärkten Jugendschutz. Also, ich würde den Konsum legalisieren und den Jugendschutz verstärken. Dort haben wir heute ein Problem.
Ritter: Da bin ich kritisch – einfach aus gesundheitspolitischen Überlegungen. Ich bin da zurückhaltend.
Sollen in der Schweiz wieder neue Atomkraftwerke gebaut werden dürfen?
Pfister: Nein, das ist nicht mehrheitsfähig, und die Kosten sind zu hoch.
Ritter: Ich habe eine gewisse Technologieoffenheit, aber für mich stehen die erneuerbaren Energien, Wasserkraft und Fotovoltaik sowie Investitionen in die Speicherfähigkeit ganz klar im Vordergrund. Wir brauchen eine grosse Versorgungssicherheit, darum sollte man hier investieren.
Soll die Schweiz dem bilateralen Vertragspaket mit der EU zustimmen?
Pfister: Ich stimme dem Vertrag zu, wenn noch gewisse Fragen geklärt werden – etwa beim Lohnschutz, den institutionellen Fragen wie der Streitschlichtung und der Zuwanderung. Ich bin aber zuversichtlich.
Ritter: Ich will mich noch nicht festlegen, da ich den Inhalt des Vertrages noch nicht kenne. Eine Antwort wäre jetzt nicht seriös. Für mich ist wichtig, dass zuerst die Vernehmlassung stattfindet und ich danach die kritischen Passagen im Bereich Lohnschutz, Zuwanderung und Streitbeilegungsmechanismus persönlich lesen und überprüfen kann, wie sie formuliert sind.
Ich bin offen dafür, dass ein drittes Geschlecht zum Beispiel im Pass eingetragen werden kann.
Soll neben «weiblich» und «männlich» ein drittes amtliches Geschlecht eingeführt werden?
Pfister: Das gibt es in der Realität, also soll man das auch berücksichtigen. Ich bin offen dafür, dass ein drittes Geschlecht zum Beispiel im Pass eingetragen werden kann.
Ritter: Ich bin da sehr zurückhaltend. Man muss diese Leute sehr ernst nehmen und sie wirklich in die Gesellschaft voll integrieren. Aber ob wir wirklich alles darauf ausrichten wollen, ist sehr schwierig umzusetzen – auch in der Praxis und im Alltag.
Ich würde gerne ein Instrument besser spielen lernen.
Was kann Ihr Gegner besser als Sie?
Pfister: Markus Ritter kennt sich viel länger in der Bundespolitik aus und ist sehr dossiersicher in vielen Themen, mit denen ich bis jetzt noch nicht so viele Berührungspunkte hatte.
Ritter: Martin Pfister ist Regierungsrat im Kanton Zug, nahe an diesen Themen dran und hat in der Exekutive sicher viel Erfahrung. Wir haben ein unterschiedliches Profil, und das ist für das Parlament interessant zu diskutieren.
Ich will weiterhin mit dem Zug hin- und herfahren können und mit den Leuten ein paar Worte austauschen.
Sie wollen Bundesrat werden. Was ist ein weiterer Traum von Ihnen?
Pfister: Ich würde gerne ein Instrument besser spielen lernen. Ich spiele bereits Posaune, aber das würde ich gerne besser können – und auch Klavier würde ich gerne lernen.
Ritter: Ich will weiterhin auch für meine Familie da sein. Auch mein Bienenhäuschen ist mir wichtig, und ich will Zeit für unseren Landwirtschaftsbetrieb haben. Im Allgemeinen sind mir die Natur und die Menschen wichtig. Ich will weiterhin mit dem Zug hin- und herfahren können und mit den Leuten ein paar Worte austauschen. Das geniesse ich.
Die Gespräche führten Simone Hulliger und David Karasek.