Das Gute liegt so nah – finden zwei Aargauerinnen, die sich für nachhaltiges Reisen einsetzen. Lugano statt Rio de Janeiro, Seealpsee statt Fjord in Norwegen. Die Bilder seien vergleichbar, aber die Flugreise falle weg, sagen Maja Haus und Karin Rey von Closeby.
Nur: so einfach sei es nicht, sagt SRF-Wirtschaftsexperte Klaus Ammann. Solange der Flug weniger koste als der Zug, sei nachhaltiges Reisen für eine breite Bevölkerung nicht zugänglich. Trotzdem findet er den Ansatz der beiden Autorinnen lobenswert, weil sie das Thema Klima anders angehen würden.
«Close by» statt «far away» – Vorschläge der Aargauerinnen
Das Projekt der beiden Frauen heisst «closeby». Sie möchten ein Zeichen gegen immer rasantere Reisepläne setzen. «Nicht die Anzahl zurückgelegter Kilometer entscheidet über die Erinnerungen», sagen sie.
Gestartet hat alles mit einem Wettbewerb. Am internationalen Finale des Wettbewerbs haben die beiden mit den Bildern Platz zwei belegt. Das Preisgeld wurde in ihr Buch investiert. Es ist im Rotpunktverlag erschienen.
Der Schweizer Grand Canyon
Angefangen habe es mit dem allseits bekannten Creux du Van im Kanton Neuenburg, der immer wieder als Vergleich mit dem amerikanischen Grand Canyon herhalten muss. «Wenn dort noch die Sonne untergeht, hat das schon was», sagt Maja Haus, eine der beiden Autorinnen.
Die Frauen haben aber auch unbekanntere Vergleiche gefunden. Glarus statt Costa Rica, Wiedlisbach statt Provence. «Die Bildvergleiche versteht man auf Anhieb», sagt Karin Rey über den Reiseführer.
15 Wanderungen schlagen die Autorinnen vor. Die Routen können ausgedruckt oder aufs Smartphone geladen werden. Das Ziel ist immer ein Aussichtspunkt, der es ebenso gut in soziale Medien schaffen kann wie das grosse internationale Pendant.
Im Buch erfährt man, wie viel Tonnen CO₂ eingespart werden, wenn man die Schweizer Variante wählt. 149 Kilogramm CO₂ spart man, wenn man zum Lavendelfeld in Wiedlisbach aufbricht statt in die Provence. Damit könne man 54 Tage lang ein eineinhalb Zimmerwohnung heizen, sagen die Buchautorinnen.
«Es ist kein Mahnfinger. Es geht darum, die atemberaubenden Aussichten hervorzuheben, ohne zu sagen: Du darfst das andere nicht tun», sagt Maja Haus. Das Ganze sei ein Denkanstoss, kein Spiegel.
Weiterhin international reisen? Klar!
Natürlich seien sie auch schon weit gereist und hätten auch CO₂ produziert: «Man soll sich weiterhin auf der Welt bewegen und mit anderen Kulturen auseinandersetzen. Es geht uns darum, dass man nicht für alle Ferien, fünfmal im Jahr, wegfliegt», ergänzt Karin Rey.
Das Buch der beiden Aargauerinnen stelle klimafreundliches Reisen in einem positiven Licht dar und fokussiere nicht auf den Verzicht, sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann. Was fehle, sei die Stimmung auf den Bildern. Gerade Schweizerinnen und Schweizer würden das Grossräumige, das wenig Besiedelte im Ausland suchen. Wenn man ins Bernische statt nach Costa Rica reist, sei dieser Punkt nicht berücksichtigt, so Ammann.
Sobald man ein Auge für Aussichtspunkte entwickelt habe, bleibe der Blick dafür, sagen Maja Haus und Karin Rey. Sie würden weiterhin mit offenen Augen durch die Schweiz reisen. Bis die Bilder für das aktuelle Buch gefunden waren, brauchte es aber jeweils Geduld. Die Wasserfälle zum Beispiel hätten sie auf ihren Wanderungen in den Sommerferien kaum gefunden, weil es im trockenen Sommer kein Wasser hatte. Ein Traumbild zu jeder Zeit – das ist auch in der Schweiz nicht möglich.