In der Nacht auf Freitag wird die Schweiz mit turbulenten Stunden rechnen müssen. Das Sturmtief «Frederico» verlagert sich via Frankreich nach Deutschland und zieht ostwärts weiter. Auch in der Schweiz werden starke Sturmböen erwartet – die bisher heftigsten in diesem Herbst.
SRF News: Das Sturmtief «Frederico» zieht im Laufe des Donnerstags auf. Was erwartet die Schweiz?
Jürg Zogg: Schon am Donnerstagnachmittag frischt der Südwestwind kräftig auf. Am Abend und in der Nacht rauscht dann das eigentliche Sturmfeld von West nach Ost über die Alpennordseite hinweg. Im Flachland drohen Sturmböen von 70 bis 110 km/h. In exponierten Lagen sind auch einzelne Orkanböen mit 120 km/h dabei. Am stärksten tobt der Sturm in den Bergen mit 120 bis 160 km/h.
Es handelt sich nicht um ein ungefährliches Lüftchen, sondern birgt durchaus Gefahren, vor denen man sich schützen sollte.
Der Sturm «Frederico» ist für das Mittelland bis jetzt der stärkste Sturm dieses Herbstes – und eine Liga kräftiger als die windigen Phasen der vergangenen Tage und Wochen. Es handelt sich also nicht um ein ungefährliches Lüftchen, sondern birgt durchaus Gefahren, vor denen man sich schützen sollte. Gegenstände, die nicht gut befestigt sind, werden wohl herumgewirbelt.
Auch Bäume können entwurzelt werden und Strassen und Schienen blockieren. Der Sturm bricht glücklicherweise erst nach dem Feierabendverkehr am späteren Abend über die Deutschschweiz herein. Ein nächtlicher Waldspaziergang oder «Räbeliechtli-Umzug» ist aber keine gute Idee.
Ein Zwischenhoch hatte im Laufe des Mittwochs nach starken Regenfällen für eine kurzzeitige Wetterberuhigung gesorgt. Warum kommt es nun zu heftigen Sturmböen?
Der Name Zwischenhoch sagt es bereits, es ist eben nur eine kurze freundliche Phase zwischen den Tiefdruckgebieten: Mal bringen die Tiefs vor allem viel Niederschlag, mal Sturm.
Warum ist das Wetter in letzter Zeit allgemein sehr wechselhaft?
Der Jetstream lenkt bei der aktuellen Wetterlage vom Atlantik her ein Tief nach dem anderen nach Mitteleuropa. Die freundlichen Phasen dazwischen sind meist nur von kurzer Dauer. Dies führt dazu, dass Sonne, Wind und Regen rasch aufeinander folgen.
Wie lange ist noch mit Wind und Regen zu rechnen?
Ein stabiles Hoch ist auf den Wetterkarten nicht in Sicht. Bis auf Weiteres geht es mit einer ähnlichen Wetterlage weiter. Einzelne freundliche Tage oder allenfalls zumindest Halbtage sind zwischendurch in Sicht. Bei solchen haben Zwischenhochs, wie beispielsweise jenes vom vergangenen Mittwoch, einen Einfluss.
Es kommt auch wieder zu starkem Niederschlag. Allerdings nimmt die Gefahr von weiteren Überschwemmungen vorerst ab, da die Temperaturen sinken. Der Niederschlag bleibt damit vermehrt in Form von Schnee in den höheren Gebieten liegen und fliesst nicht in Bäche oder Flüsse.
Die Schneefallgrenze sinkt bis morgen Freitag auf 800 Meter. Vor allem in den Bergen der Zentral- und Ostschweiz gibt es eine rechte Ladung Neuschnee, oberhalb von etwa 1000 Meter fallen bis am Samstagmorgen 20 bis lokal 50 Zentimeter Schnee.
Sind diese Stürme und Niederschläge normal für den November?
Solche Phasen mit wechselhaftem Westwindwetter sind typisch für den Herbst. Sie kommen immer wieder vor. Der November hat nicht umsonst den Ruf, dass er uns nicht gerade mit sonnigem Hochdruckwetter verwöhnt.
Das Gespräch führte Lea Stadelmann.