Wenn von Oktober bis Januar im Wald gejagt wird, fehlen in gewissen Regionen Toiletten für die Jägerinnen und Jäger. Das monierte ein SVP-Parlamentarier im Kanton Aargau. Jagdhütten seien selten mit WC ausgestattet oder diese seien nicht zeitgemäss, heisst es im Vorstoss. Die Aargauer Regierung findet: Wenn schon, dann bräuchte es für alle Waldnutzenden WC. Aber Bauten im Wald werden nur restriktiv bewilligt, nicht nur im Aargau.
Im Aargau leben über 700'000 Menschen. Viele von ihnen nutzen den Wald für den Hundespaziergang, zum Biken oder Grillieren. «Der Wald ist definitiv der Erholungs- und Freizeitraum der Aargauer Bevölkerung. Entsprechend erhalten wir mehr Anfragen zum Bedarf an sanitären Anlagen», sagt Fabian Dietiker, Leiter der Abteilung Wald beim Kanton.
Keine Bauten im Wald – oder doch?
Der Aargau hat keinen Überblick, wie viele WC-Anlagen im Wald stehen. Für einen Tag darf man ein «Toi Toi» ohne Bewilligung im Wald aufstellen. Ansonsten sei man restriktiv, sagt Dietiker. «Wir haben einen Richtplanauftrag des Parlaments: Der Wald soll möglichst frei bleiben von Bauten und Anlagen.» Das gelte auch für sanitäre Anlagen.
Der Kanton erlaube Ausnahmen, so zum Beispiel bei Hotspots der Freizeitnutzung, Aussichtspunkten oder Waldhäusern. Hier können Toiletten bewilligt werden, wenn der Bedarf nachgewiesen wird und keine Naturschutzzone gilt. Auch bei offenen Unterständen seien mobile Toiletten in Aargauer Wäldern bewilligt worden.
Probleme in Schwyzer Wald
Auch in der Schwyzer Gemeinde Arth gab es im Goldauer Wald Ärger mit Personen, die ihre Notdurft im Wald verrichtet hatten. «Aufgrund der fehlenden Toiletten in zumutbarer Nähe wird die Notdurft direkt im Wald rund um die Feuerstellen verrichtet und die Umgebung verschmutzt», heisst es in einem Baugesuch für eine Toilette gemäss Luzerner Zeitung.
Wegen der vielen Besuchenden bei einem Spielplatz und dem Goldseeli wurden Kompotois errichtet. Diese funktionieren ohne Wasser und Strom und sind chemiefrei. Die Überreste können als Dünger verwendet werden.
Genau solche Kompotois seien bei Unterständen im Aargauer Wald ideal, heisst es beim Kanton. Und auch in anderen Kantonen sind solche Lösungen vorgesehen. Aber dort ist man eher zurückhaltend. Im Kanton Zürich gibt es «vereinzelt WC im Wald, die an Orten mit sehr hohen Personenfrequenzen und oft auch nur befristet bewilligt werden», sagt die Zürcher Baudirektion.
Wenn möglich, sollen WC bei bestehenden Waldhütten aufgestellt werden. Zudem sollen chemikalienfreie Lösungen realisiert werden. Das Waldgesetz verbiete den Einsatz umweltgefährdender Stoffe im Wald. Auch im Kanton Zürich spüre man den Druck, dass immer mehr Menschen Erholung im Wald suchen, so die Baudirektion weiter.
Für drei Monate im Kanton Bern erlaubt
Im Kanton Bern gebe es Toiletten im Wald, aber nicht häufig, heisst es beim Amt für Wald und Naturgefahren. Es brauche immer eine Baubewilligung, sobald das Schutzinteresse des Waldes betroffen sei. Konkrete Anfragen für Toiletten im Wald gebe es nicht. Meist würden aber Toiletten mit einem Baugesuch für Waldkindergärten eingegeben.
Im Vergleich zum Kanton Aargau könnte eine Berner Jagdgesellschaft ein «Toi Toi» nicht nur für einen Tag, sondern für drei Monate aufstellen. «Ein WC, welches unter drei Monaten aufgestellt wird, gilt als Fahrnisbaute, die baubewilligungsfrei wäre», so das Amt für Wald.