Der Bundesrat hat am Mittwoch neue schweizweit geltende Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus beschlossen. Sie treten am Donnerstag in Kraft. So müssen etwa Masken teilweise auch draussen getragen werden und die Versammlungsfreiheit wird weiter eingeschränkt. SRF News hat bei Bundesrat Alain Berset nachgefragt.
SRF News: Herr Bundesrat, die Fallzahlen sollen halbiert werden. Reichen die Massnahmen, die Sie beschlossen haben?
Alain Berset: Wir hoffen, dass es reicht. Es könnte reichen, wenn alle mitmachen. Es wäre ein guter Weg, bei dem man auf einen Lockdown verzichten könnte. Wir versuchen viel differenzierter zu handeln als noch im März. Aber damit das funktioniert, müssen alle mitmachen.
Vor zehn Tagen hat der Bundesrat die letzten schweizweiten Massnahmen beschlossen. Viele Kantone sind weiter gegangen. Man sieht aber keine Wirkung. Die Zahlen steigen weiter an.
Moment, es braucht Zeit, bis man etwas davon merkt. Wir haben gelernt, dass es etwa zwei bis drei Wochen braucht, bis man etwas von den Massnahmen sieht. Ich glaube, es wird eine Wirkung haben.
Haben Sie dafür Anzeichen?
Es ist schwierig, jetzt schon zu sagen, ob es wirkt oder nicht. Wenn wir in zehn Tagen sehen, dass es nicht funktioniert, dann können wir noch weitergehende Massnahmen beschliessen.
Wenn wir in zehn Tagen sehen, dass es nicht funktioniert, dann können wir noch weitergehende Massnahmen beschliessen.
«Treffen Sie so wenig Menschen wie möglich»: Heute hat das BAG den neuen Slogan vorgestellt. Trotzdem lassen Sie noch relativ viel zu. Sie lassen Familientreffen zu – oder das sich Menschen aus verschiedenen Familien im Restaurant treffen.
Ja, aber sehr reduziert. Private Veranstaltungen auf zehn Personen zu begrenzen ist eine sehr harte Massnahme. Es wird auch keine Veranstaltungen über 50 Personen geben. Auch nur vier Personen an einem Restaurant-Tisch sind harte Massnahmen. Wir hoffen, dass dies zu einer positiven Entwicklung führt.
Deutschland hat heute die Schliessung von Restaurants beschlossen. Im Restaurant oder privaten Bereich kann man sich anstecken.
Man kann einen Vergleich mit anderen Ländern anstellen. Aber wir müssen für uns einen Weg finden, der in der Schweiz funktioniert. Aber wenn dies nicht funktioniert, sind wir gezwungen, über strengere Massnahmen zu diskutieren.
Was sind das für Massnahmen?
Dann fängt die Diskussion über Schliessungen wieder an. So wie wir das im März gesehen haben. Das wäre aber sehr unangenehm. Ich hoffe schwer, dass wir es jetzt besser in den Griff bekommen als noch im März.
Panik und Aufregung helfen nicht.
Sie haben bis jetzt keine Fehler gemacht?
Wissen Sie, man kann es immer besser machen. Die Bilanz muss am Schluss der Pandemie gezogen werden. Wir sind daran eine Krise zu bewältigen. Der Bundesrat versucht dies in Zusammenarbeit mit den Kantonen zu tun. Ich muss aber noch einmal sagen: Panik und Aufregung helfen nicht. Wir müssen einfach einen kühlen Kopf behalten und handeln. Und das tun wir. Wir beobachten die Lage weiter mit dem Ziel, dass unsere Spitäler nicht überlastet werden. Das wäre inakzeptabel.
Das Gespräch führte Gion-Duri Vincenz.