Der Agent in den Akten der CIA heisst FDBONUS/1. Hinter diesem Namen verbirgt sich der Schweizer Terrorist Bruno Breguet. Breguet heuerte 1991 beim amerikanischen Geheimdienst an und bezog für seine Agententätigkeit fortan ein monatliches Salär von 3000 Dollar.
Auf die brisanten Akten gestossen ist der Schweizer Historiker und Geheimdienstexperte Adrian Hänni. In seinem neuen Buch «Terrorist und CIA-Agent» enthüllt Hänni dieses bisher unbekannte Kapitel im Leben von Bruno Breguet.
Mit dem meistgesuchten Terroristen gearbeitet
Breguet gehörte in den 1980er-Jahren zur Gruppierung von Ilich Ramírez Sánchez, genannt «Carlos der Schakal». Der mythenumwobene «Carlos» war damals der meistgesuchte Terrorist der Welt.
Die CIA wollte mithilfe von Breguet auf die Spur von «Carlos» kommen. Breguet habe der CIA zahlreiche Informationen zu «Carlos» gegeben, sagt Historiker Hänni: «Er hat der CIA operationelle Details zur ‹Carlos›-Gruppe, aber auch Waffenverstecke und Unterstützer-Netzwerke verraten.»
Er hat der CIA operationelle Details zur Carlos-Gruppe geliefert.
Der 1950 geborene Bruno Breguet wächst in Minusio bei Locarno auf. Als Gymnasiast radikalisiert er sich, identifiziert sich mit der Seite Palästinas im Nahost-Konflikt.
1970 will Breguet im Auftrag der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) in Tel Aviv einen Terroranschlag auf den Shalom Tower verüben, das damals höchste Gebäude des Nahen Ostens. Doch nehmen ihn die israelischen Behörden schon am Hafen von Haifa mit zwei Kilogramm Sprengstoff fest.
Wahrscheinlich die Bombe selbst gezündet
Wegen Sprengstoff-Besitzes wird Breguet zu 15 Jahren Haft verurteilt. 1977 kommt er frei und schliesst sich rund zwei Jahre später der Gruppe von «Carlos» an.
Breguet beteiligt sich an terroristischen Aktivitäten, so am Anschlag auf Radio Free Europe 1981 in München, der nur dank viel Glück ohne Todesopfer blieb. «So viel wir heute wissen, hat Bruno Breguet die Bombe selbst gezündet», sagt Adrian Hänni.
1982 verhaftet die Polizei Breguet in Paris, als er einen weiteren Sprengstoffanschlag verüben will. 1985 wird er freigelassen, lebt fortan im Tessin und in Griechenland, bis er im November 1995 spurlos verschwindet.
Das letzte Mal wird er auf einer Fähre kurz vor dem Anlegen im griechischen Hafen Igoumenitsa gesehen. Seither ranken sich zahlreiche Legenden um seinen Verbleib.
Die Rache von «Carlos»?
Top-Terrorist «Carlos», den Breguet an die CIA verraten hatte, wurde 1994 festgenommen. Ist es möglich, dass «Carlos» vom Verrat Breguets erfahren hat und sich rächen wollte?
Für Hänni ein denkbares Szenario: «Die Gruppenstrukturen sind im November 1995 noch so weit intakt gewesen, dass ‹Carlos› aus dem Gefängnis einen solchen Auftragsmord hätte befehlen können. Denkbar ist das Szenario, es gibt allerdings keine konkreten Hinweise.»
Was im November 1995 vor der griechischen Küste wirklich mit Bruno Breguet passiert ist, bleibt noch immer ungeklärt. Am wahrscheinlichsten scheint, dass er umgebracht wurde. Möglich ist auch, dass er untergetaucht ist oder die CIA ihm zu einem neuen Leben verholfen hat.