- Die Parteileitung der CVP Schweiz schlägt ihren Mitgliedern vor, die Partei in «Die Mitte» umzutaufen.
- Das Logo soll eine orange Klammer sein.
- Das letzte Wort werden die Parteimitglieder in einer Urabstimmung im Oktober haben.
Unter den neuen Namen setzt die Partei im Logo die Begriffe Freiheit, Solidarität und Verantwortung. Für diese drei Werte stehe die Partei, sagte Präsident Gerhard Pfister vor den Bundeshausmedien. Die orange Klammer im Logo halte zusammen, was zusammen gehöre.
Die CVP wolle sich für neue Wählerinnen und Wähler öffnen, die von einer Konsenspolitik überzeugt seien. «In einer Zeit, in der extreme Positionen zunehmen, geht es darum, die Mitte zu stärken», sagte Pfister.
Seit Jahren verliert die CVP Wähler. 1995 lag der Wähleranteil bei 16,8 Prozent, bei den letzten Wahlen bei 11,4 Prozent.
Weg vom C, um Wähleranteile zu gewinnen – vor allem in ländlichen CVP-Stammlanden hält man diese Strategie für verfehlt. «Man soll doch nicht vergessen, der Name CVP stiftet Identität, er hat Tradition, er hat Geschichte», so Franziska Biner, CVP-Präsidentin Oberwallis.
«Die Leute wissen, worauf sie bauen. Und jetzt eine Marke komplett wieder neu aufzubauen, bis sie genau gleich erkennbar ist, das dauert sehr lange. Es fragt sich, warum machen wir nicht zuerst etwas an den Inhalten und schauen dann, ob wir die Marke wechseln müssen.»
Auch Gerhard Pfister ist sich klar darüber, dass es mit einer Namensänderung nicht getan ist. «Nur mit der Änderung eines Namens haben wir keine Wähler gewonnen, sondern wir müssen zeigen, was wir wollen mit unserer Politik und was wir mit der Schweiz vorhaben.»
Urabstimmung entscheidet
Vizepräsidentin Ida Glanzmann sprach von einem «historischen Tag». Erstmals werde es unter allen Mitgliedern der CVP Schweiz eine Urabstimmung geben. Diese werden über die Namensänderung per brieflicher Abstimmung entscheiden können. Mit dem Resultat rechne die CVP Ende Oktober, sagte Glanzmann. Danach müsste auch noch die Delegiertenversammlung dem neuen Namen zustimmen.
Rechtlich bezieht sich die Urabstimmung ausschliesslich auf die nationale Partei. Die Kantonalparteien sind frei, den Namen zu übernehmen oder an CVP festzuhalten. Die nationale Parteileitung legt den Kantonalparteien allerdings nahe, in den nächsten vier Jahren den Namenswechsel zu vollziehen, sollte die Urabstimmung positiv ausfallen.
Mit BDP abgesprochen
Die BDP habe sich mit dem neuen Namen einverstanden erklärt, sagte Pfister auf die Frage eines Journalisten. Die CVP hatte Anfang Mai mit der BDP offizielle Gespräche zur möglichen Bildung einer neuen Partei aufgenommen. Ein Entscheid über eine Fusion soll bis spätestens Ende Jahr fallen.
Am Samstag findet die Delegiertenversammlung der CVP Schweiz statt. Die Namensänderung ist dabei kein Traktandum, dürfte unter den Delegierten aber trotzdem für Gesprächsstoff sorgen.
Die Geschichte der CVP in Bildern
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Bild 1 von 7Legende: Das Gasthaus Rössli in Ruswil (LU) gilt als Symbol für die Anfangstage der CVP. Hier entstand 1840 die «Ruswiler Erklärung», unterzeichnet von Vertretern einer konservativen Volksbewegung unter Bauernführer Josef Leu von Ebersol. Kurz darauf wurde im Rössli der «Ruswiler Verein» gegründet, aus dem später die Katholisch-Konservative Partei wurde Keystone
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Bild 2 von 7Legende: Die Katholisch-Konservativen dominierten die Politik in den katholischen Kantonen der Innerschweiz, im Wallis und im Kanton Freiburg schon, bevor es eine gesamtschweizerische Partei gab. Am 17. Dezember 1891 wurde mit dem Luzerner Josef Zemp zum ersten Mal ein Vertreter der Bewegung in den Bundesrat gewählt. Keystone
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Bild 3 von 7Legende: Erst 1912 gelang es der Bewegung nach mehreren gescheiterten Anläufen, eine gesamtschweizerische Partei zu gründen: Die «Schweizerische Konservative Volkspartei» (KVP). Sieben Jahre später wurde mit Jean-Marie Musy (FR, Bild) ein zweiter Bundesratssitz erobert. Keystone
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Bild 4 von 7Legende: In der Nachkriegszeit bekam die katholisch-konservative Bewegung in den 1950er-Jahren einen regelrechten Schub: Die KVP stellte am meisten Parlamentarier und zwischen 1954 und 1958 auch drei Bundesräte – hier im Bild die Vereidigung im Dezember 1955 von Philipp Etter (ZG), Thomas Holenstein (SG) und Giuseppe Lepori (TI) mit ihren Ratskollegen. Keystone
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Bild 5 von 7Legende: 1957 wurde die KVP in «Konservativ-Christlichsoziale Volkspartei» (KCV) umbenannt. Dieser Name blieb der Partei jedoch nur bis 1970, zusammen mit grundlegenden Reformen der Partei wurde auch ein neuer Name gesucht. Am Parteitag 1970 (Bild) wurde die Umbenennung in «Christlichdemokratische Volkspartei» – oder kurz CVP – bestimmt. Keystone
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Bild 6 von 7Legende: Ab den 1980er-Jahren verlor die CVP kontinuierlich Wählerstimmen. Dies führte zu immer schlechteren nationalen Wahlresultaten und zur SVP-Forderung, die CVP müsse ihr einen Bundesratssitz abtreten. In einer Kampfwahl wurde am 10. Dezember 2003 die amtierende CVP-Bundesrätin Ruth Metzler zugunsten des SVP-Kandidaten Christoph Blocher abgewählt. Keystone
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Bild 7 von 7Legende: Bei den Wahlen 2019 erhielt die CVP unter Präsident Gerhard Pfister noch 11.4 Prozent der Stimmen und lag damit erstmals hinter den Grünen. Die neue Mitte-Fraktion zusammen mit EVP und BDP ist jedoch im Nationalrat die drittstärkste; im Ständerat ist die CVP nach wie vor die stärkste Partei. Keystone