Der Freiburger Vincent Ducrot hat heute die Leitung der SBB übernommen. Ducrot ist Nachfolger von Andreas Meyer, welcher sein Amt nach 13 Jahren an der Spitze der SBB abgegeben hat. Als Vincent Ducrot im Dezember 2019 als Nachfolger bestimmt wurde, war noch nicht abzusehen, dass ihn neben den vielen regulären Baustellen bei der SBB auch die Bewältigung der Corona-Krise erwarten würde, die viele Transportunternehmen vor grosse Probleme stellt.
SRF News: Herr Ducrot, Sie treten ihre neue Stelle mitten in einer Krise an – wie haben Sie sich darauf vorbereitet?
Vincent Ducrot: Es war sehr intensiv, denn es war wichtig, bereit zu sein. Ich habe in den letzten Wochen über 100 Kadermitarbeiter getroffen. Zudem bin ich seit einer Woche in sehr engem Kontakt mit der Konzernleitung, um den Übergang sicherzustellen. Es ist ganz klar eine spezielle Situation.
Wie ist diese Situation für sie persönlich?
Ich habe bisher den Eindruck, an einem Sonntag zu arbeiten. Es ist im Büro komplett leer, und man muss alles aus der Distanz machen.
Ich habe bisher den Eindruck, an einem Sonntag zu arbeiten.
Umgekehrt bin ich sehr gut vorbereitet und ich habe auch viel Erfahrung mit Krisensituationen. Ich bin absolut bereit, die SBB durch diese Krise zu führen.
Was sind denn jetzt für Sie die grössten Herausforderungen?
Zurzeit sicher, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Wir haben – wie in vielen anderen Firmen auch – viele Absenzen, also auch viele Leute, die krank sind. Wir müssen Tag für Tag schauen, dass wir den Betrieb am Laufen halten.
Wir brauchen viel Vorlauf, bevor wir starten können und haben jetzt mit der Planung für das Hochfahren begonnen.
Grosse Priorität hat auch, das Hochfahren vorzubereiten. Wir brauchen viel Vorlauf, bevor wir starten können und haben jetzt mit der Planung begonnen.
Also kann man nicht von heute auf morgen wieder auf den normalen Fahrplan umstellen?
Nein, das ist eine sehr grosse Herausforderung. Das Hochfahren müssen wir mehrere Wochen planen und dann braucht es noch zwei Wochen Vorlauf. Es ist eine Herkulesaufgabe, das alles vorzubereiten.
Die Nachfrage ist ja stark zurückgegangen – wie sieht es im Moment aus?
Die Nachfrage ist um etwa 80 Prozent zurückgegangen, das ist enorm. Beim Güterverkehr haben wir eine andere Situation, da stellen wir in der Schweiz nur einen Rückgang von 15 Prozent fest. Allerdings ist der Verkehr nach Italien komplett eingebrochen.
Was bedeutet das für die SBB-Angestellten?
Zurzeit haben wir beim Personal im Personenverkehr einen Rückgang um einen Viertel – im Güterverkehr ist es gleichgeblieben. Das heisst, wir schicken zwar einige Mitarbeiter in die Ferien und wir planen zum Teil auch Kurzarbeit. Es sind aber relativ wenige, die betroffen sind.
Das Gespräch führte Mirjam Spreiter.