Immer wieder geben alte Villen in Schweizer Städten zu reden: Die «Bodum-Villen» in Luzern zerfielen, in St. Gallen war es die Villa Wiesental, in Winterthur-Wülflingen stand die Erb-Villa jahrelang leer. Alle diese Gebäude werden nun von privaten Investoren saniert und anschliessend in unterschiedlicher Form – privat – genutzt: als Luxus-Wohnsitz, Anwaltskanzlei oder Mehrfamilienhaus. In Lenzburg gibt es nun eine sanierte Villa, die auch Touristinnen und Touristen sowie die Bevölkerung freuen soll.
In einigen Fällen gelingt es nämlich, die geschichtsträchtigen Häuser auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Oft müssen dafür aber Kanton oder Gemeinde viel Geld in die Hand nehmen. Nicht so in Lenzburg: Hier wird das ehemalige Wohnhaus von Komponist und Künstler Peter Mieg neu als «Kultur-Gästehaus» genutzt. Eine Privatperson hat sie für mehrere Millionen Franken saniert.
Denkmalgeschütztes Landhaus
Die denkmalgeschützte Villa Sonnenberg in Lenzburg steht am Fusse des Schlossbergs in einem Park, der 2500 Quadratmeter gross ist. Die Villa selbst ist ein Berner Landhaus aus dem 18. Jahrhundert im barocken Stil, das unter nationalem Denkmalschutz steht.
Auch das Schicksal dieses Hauses war lange ungewiss. Bereits 2017 kündigte die Stiftung Peter Mieg an, dass sie die Villa verkaufen müsse. Das Geld reichte nicht für Sanierung und Unterhalt der grossen Anlage am Stadtrand, direkt unterhalb des schweizweit bekannten Schloss Lenzburg.
Sanierung zu teuer?
Lange Zeit interessierte sich niemand für die Liegenschaft. Auch die Stadt Lenzburg wollte das Gebäude nicht übernehmen. «Zu teuer», hiess es im Gemeindeparlament.
Mehr als drei Millionen Franken kostete das Haus mit grossem Garten, dazu brauchte es wohl eine weitere Million für die Sanierung.
Trotzdem fand sich am Schluss eine Käuferin: die Lenzburger Historikerin Christine von Arx, ehemalige Leiterin des örtlichen Museums Burghalde. Sie kaufte das Gebäude und sanierte es, mithilfe des Unternehmens ihres Mannes, einer Firma für Immobilienentwicklung aus Basel.
Der Sonnenberg ist also in Privatbesitz, aber öffentlich zugänglich. Als Bed and Breakfast, aber auch als Atelier für Buchautorinnen und -autoren, denn das Haus steht mehrere Monate einem «Artist in Residence» zur Verfügung. Zusätzlich sollen Seminare oder Festivitäten Platz finden.
Die neue Besitzerin hat viel Geld investiert. Einen genauen Betrag nennt Christine von Arx nicht. Geld stehe sowieso nicht im Vordergrund, sagt sie. Sie hat eine Stiftung gegründet, welche den Kultur- und Begegnungsort in der Villa Sonnenberg nun betreibt.
Die Villa Sonnenberg ist sehr familiär.
Der Sonnenberg sei nicht vergleichbar mit anderen Angeboten in der Region. «Es ist sehr familiär», sagt Christine von Arx auf dem Rundgang durch die Schlafräume im ersten Stock.
Gut möglich, dass künftig also nicht hauptsächlich das bekannte Schloss Lenzburg Touristinnen und Touristen nach Lenzburg lockt, sondern auch die frisch renovierte Villa Sonnenberg, samt Übernachtung.