Der amtsälteste Parteipräsident unter der Bundeshauskuppel räumt seinen Sitz und macht Platz für junge Kräfte. Christian Levrat übernahm bei der SP an einem Tiefpunkt – im März 2008: Wenige Monate davor war die Partei bei den Wahlen regelrecht eingebrochen.
Doch der frisch gewählte Levrat tat sogleich, was Parteipräsidenten tun müssen: Zuversicht ausstrahlen. «Ich habe den Eindruck, dass ein Ruck durch die Partei geht», sagte der Freiburger damals. Eine solche Wahlniederlage dürfe sich nicht wiederholen. «Die Leute haben gemerkt, dass es eine SP braucht, die deutlich über 20 Prozent abschliesst.»
Wir sind leicht im Minus, während die Sozialdemokraten in Frankreich und Deutschland den Boden unter den Füssen verloren haben.
Doch die 20-Prozent-Marke knackt die SP seit da nie mehr. Im Gegenteil: Die Partei verliert weiter. Minus zwei Prozentpunkte sind es zuletzt – während die Partner im linken Lager, die Grünen, stark zulegen.
Natürlich schmerze das, sagt Levrat. Und verweist im selben Atemzug auf andere sozialdemokratische Parteien Europas, wo die Lage noch viel ärger sei: «Wir sind leicht im Minus, während die Sozialdemokraten in Frankreich und Deutschland den Boden unter den Füssen verloren haben. Das ist ein schwacher Trost, aber immerhin...»
USR III gebodigt
Mehr als nur ein schwacher Trost ist allerdings: Unter Levrats Ägide hat die SP wichtige Referenden gegen die Bürgerlichen für sich entschieden. Levrats grösster Erfolg war das deutliche Nein zur Unternehmenssteuerreform III.
«Respekt dafür!», sagt CVP-Präsident Gerhard Pfister. «Das hat dazu geführt, dass die SP vor allem in Wirtschafts- und Steuerfragen grossen Einfluss hat, wenn man Vorlagen durchbringen will. Das ist aus meiner Sicht Levrats wichtigste Leistung.»
Unter Levrat sei die Partei allerdings auch stark nach links gerutscht, sagt FDP-Präsidentin Petra Gössi. «Das sieht man vor allem daran, dass sich die typischen Arbeiter von der SP entfernt haben. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass sich die SP nach links bewegt hat.»
Der rechte Parteiflügel begehrt auf
Entsprechend muckt auch in der Ära Levrat der rechte Parteiflügel auf und formiert sich zur Reformplattform. Doch Levrat reagiert zumindest vordergründig gelassen.
So lobt einer der Anführer der Reformplattform, SP-Ständerat Daniel Jositsch, denn auch: «Levrats Stärke ist, dass er es den verschiedenen Flügeln erlaubt hat, sich zu entfalten und auszuleben. Das ist wichtig für eine Partei.»
Wichtig sei das 20 Prozent-Ziel nach wie vor, sagt Levrat heute. Dieses Ziel ist nun allerdings noch weiter weg als vor zwölf Jahren.