Eigentlich ist die Insel San Biago am Gardasee nicht zu Fuss erreichbar. Aktuell bieten sich aber aussergewöhnliche Szenen: Weil der Wasserstand so niedrig ist, können Fussgänger nun auf einer Sandbank auf die Insel spazieren. Zu trocken ist der Februar.
In der norditalienischen Region um den Gardasee hat man sich bereits im Februar mit dem Thema auseinandersetzen müssen – so früh wie noch nie. Das registrierte Wasservolumen ist zu niedrig. Die Seegemeinden haben beschlossen, die Wasserzufuhr für einige Kanäle auf das Minimum zu beschränken.
Und auch in Venedig bleiben die vor allem bei Touristen sehr beliebten Gondeln auf dem Trockenen sitzen. Zu niedrig ist der Wasserstand.
Im Piemont ist der Po bereits so trocken wie sonst im Sommer. Ein Problem für all die Bauern, die auf das Wasser des Flusses angewiesen sind, etwa die Reisbauern. Seit dem 14. Jahrhundert wird hier Reis angebaut. Ob diese Tradition die Trockenheit übersteht, hängt auch davon ab, wie gut das Wasser aus dem Lago Maggiore verwaltet wird.
Wir haben noch keine Minimalwasserstände erreicht. Die Situation ist nicht alarmierend.
Doch im Lago Maggiore sieht es nicht besser aus: Der Pegelstand des Sees befindet sich seit 442 Tagen in Folge unter dem langjährigen Mittelwert. Sorgen müsse man sich deshalb aber noch nicht, sagt Ueli Schneider, Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bundesamt für Umwelt. «Die Pegel des Lago Maggiore wie auch die des Lago di Lugano befinden sich unter dem Durchschnitt. Aber wir haben noch keine Minimalwasserstände erreicht. Die Situation ist nicht alarmierend», sagt er. Nebst den Seen im Tessin ist auch der Wasserstand im Zugersee eher niedrig.
Dass Pegelstände bereits im Februar niedrig sind, ist aussergewöhnlich. Normalerweise werden mit dem Niederschlag und Schneefall im Winter die Wasserstände gefüllt. Doch sowohl Niederschlag als auch Schneefall sind diesen Winter bislang eher rar.
Schneeschmelze und Frühlingswetter sind entscheidend
Was bedeutet das für den Sommer? Drohen auch hierzulande ausgetrocknete Flussbetten und historisch tiefe Pegelstände? Schneider erklärt: «Für Prognosen ist es noch zu früh.» Man müsse erst warten, wie sich die Schneeschmelze auf die Wasserstände auswirkt. Ausserdem komme es auch darauf an, von welcher Seite sich der Frühling zeigt. «Regnet es im März und April oft und stark, dann entspannt sich die Lage wieder. Bleibt es so trocken wie bis anhin, dürfte sich die Lage verschlechtern.»
Schneider betont zudem, dass es in der Schweiz auch Seen gebe, die eher einen überdurchschnittlichen Pegelstand aufweisen. So etwa der Zürichsee und der Genfersee. Und: Auch der angekündigte Niederschlag ab Freitag dürfte die Wasserspeicher der Schweiz wieder etwas entlasten.