- Bei den Protesten von pro-palästinensischen Studentinnen und Studenten setzen die Westschweizer Hochschulen vorerst auf den Dialog.
- Dafür stellte die Universität Lausanne die Bedingung, dass das Kollektiv die Räumlichkeiten ausserhalb der Geschäftszeiten räumen muss.
- Der Aufforderung kam das Kollektiv nach, wie die Universität mitteilte.
Dem Kollektiv bleibt es erlaubt, die Räumlichkeiten während der Verhandlungen weiterhin zu den Geschäftszeiten zu nutzen, hiess es in einer Mitteilung der Universität Lausanne (UNIL).
Tagsüber erhielt das Kollektiv Besuch vom Genfer SP-Ständerat Carlo Sommaruga, der auch Präsident der parlamentarischen Gruppe Schweiz–Palästina ist. Für ihn ist die Forderung, die Zusammenarbeit mit den israelischen Universitäten zu beenden, begründet, wie er der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.
Übernachtung in Genf vorerst erlaubt
In Genf trafen sich am Nachmittag Vertreterinnen und Vertretern der Studentenbewegung mit Edouard Gentaz, Vizerektor der Universität Genf (UNIGE), zu einer Aussprache. Die Demonstrierenden erhielten das Recht, eine weitere Nacht in der Eingangshalle des besetzten Universitätsgebäudes zu schlafen.
Das Gespräch mit dem Rektorat wurde von einer Studentin der Bewegung als «konstruktiv» bezeichnet. Drei Mitgliedern der Studentenkoordination für Palästina-Unige(CEP-UNIGE) wurde angeboten, am Donnerstag an einem wissenschaftlichen Rat teilzunehmen, der die Rolle der Universität in öffentlichen Debatten im Allgemeinen erörtern sollte.
Die Forderungen der pro-palästinensischen Studierenden würden bei diesem Treffen zur Sprache kommen, erklärten Mitglieder der CEP-UNIGE vor den Medien. Sie verlangen insbesondere die Aussetzung der Kooperations-Vereinbarungen zwischen der UNIGE und israelischen Universitäten und Forschungsinstituten.
Im Falle einer Teilnahme an diesem wissenschaftlichen Rat würde sich die CEP-UNIGE ihrerseits verpflichten, die Halle nicht mehr nachts zu besetzen. Sie würde dies nur noch während der Öffnungszeiten des Gebäudes tun. Die pro-palästinensischen Studierenden müssten das Gebäude am Donnerstag um 18 Uhr verlassen.
ETH Lausanne hält an Position fest
Die Leitung der ETH Lausanne (EPFL) hält an ihrer harten Position fest, wie sie bekannt gab. Das heisst, dass sie einen akademischen Boykott israelischer Institutionen ablehnt.
EPFL-Präsident Martin Vetterli erinnerte daran, dass die Hochschule «ein neutraler Ort in einem neutralen Land» sei und dass ihr Auftrag die Bildung sei, weshalb er eine Besetzung von Räumlichkeiten, die die Abhaltung von Kursen oder Prüfungen behindern könnte, nicht tolerieren könne.
An der ETH Lausanne hatten die Protestierenden die Besetzung einer Halle nach einer Aufforderung der Hochschulleitung am Dienstagabend gegen 17:30 Uhr beendet.
An der ETH in Zürich wiederum hatte am Dienstag die Stadtpolizei eine Sitzblockade in der Eingangshalle aufgelöst und 28 Personen verzeigt. Die Polizei hatte den ETH-Besetzern zuvor ein Ultimatum gestellt. Die ETH stellte Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs. Die Räume der Hochschule stünden nicht für politischen Aktivismus zur Verfügung, hiess es in einer Stellungnahme.