Es ist normalerweise schon eng in den Notunterkünften des Sozialwerks Pfarrer Sieber. Die gut 30 Plätze im Pfuusbus seien schon seit November immer gut belegt, sagt Sprecher Walter von Arburg. Nur das «Iglu» in Seebach hat noch wenige Plätze.
Die momentane Kältewelle setzt den Obdachlosen aber zu. Aktuell möchten gut 50 Menschen jede Nacht im Pfuusbus übernachten.
Noch reicht der Platz aus, doch nicht jeder und jede kann noch mit einem Schlafplatz im Doppelstockbett rechnen. «Wir legen jetzt Matratzen aus, damit jeder noch eine trockenes und warmes Plätzchen bekommt in der Nacht», so von Arburg.
Trotz der beengten Situation seien die Leute entspannt, das habe ein Augenschein am Mittwochmorgen gezeigt. «Die Leute sind dankbar, dass sie den Platz erhalten haben. Sie nehmen auch eine Matratze am Boden in Kauf.» Einmal ausruhen, in Sicherheit schlafen, sei ihnen so viel wert, dass Bett oder Matratze keine Rolle spielten.
Die Leute nehmen auch eine Matratze am Boden in Kauf.
Etwas weniger entspannt ist die Situation bei den freiwilligen Helferinnen und Helfern. «Nach den Festtagen kommt es zu Ermüdungserscheinungen.» Wenn jetzt noch eine Grippewelle komme, werde es auch in dieser Hinsicht eng, befürchtet von Arburg: «Wir sind dankbar, wenn sich noch jemand meldet für die zweite Saisonhälfte bis Ende April.»
Trotz Personalmangel und Platznot: Abgewiesen wird niemand. So arbeitet das Sozialwerk Pfarrer Sieber eng mit den städtischen Notschlafstellen zusammen. Und dort hat es noch Betten. Von den 52 Plätzen der einzigen ganzjährig geöffneten Notschlafstelle seien nicht alle besetzt. «Notfalls können wir auf 80 Betten ausbauen», sagt eine Sprecherin auf Anfrage.
«Kältepatrouille» bleibt immer am Ball
Immer aber gibt es auch Menschen, die trotz eisiger Kälte im Freien bleiben wollen. Auch diese werden in Zürich unterstützt. Zum einen ist eine Patrouille der Sozialwerke Pfarrer Sieber unterwegs. Sie gibt Betroffenen zum Beispiel warme Kleider ab, sodass sie die Nacht draussen überstehen.
Zum andern hat die Stadt eine eigene «Kältepatrouille» im Einsatz. Wer jetzt noch draussen sei, sei in der Regel gut ausgerüstet, sagt Patrouillenleiter Andreas Trachsel von der aufsuchenden Sozialarbeit SIP. «Es sind etwa zwei Dutzend Personen, die jede Nacht draussen schlafen.»
Fehlt ihnen die gute Ausrüstung, versuchen sie die Leute zu überzeugen, eine Notschlafstelle aufzusuchen. Erweckt jemand den Eindruck, er könne seine Lage nicht mehr selbst abschätzen, wird ärztliche Unterstützung angefordert. «Nur im Extremfall wird jemand gegen seinen Willen in eine Institution gebracht.» Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn jemand stark betrunken ist.
Grundsätzlich geht die Patrouille immer wieder alle paar Tage bei den bekannten Plätzen der Obdachlosen vorbei. «Auch wenn sonst niemand mehr vorbeigeht und die Betroffenen mit keiner Institution etwas zu tun haben wollen.» In kalten Zeiten, wie in diesen Tagen, geht sie jede Nacht.