Ökologischer Baustoff - Hanfkalk – Häuser bauen und CO2 speichern
Nachdem der Hanf im letzten Jahrhundert gänzlich aus der Schweiz verschwunden war, wird die Traditionspflanze jetzt auch als Baustoff wieder beliebter. Aus gutem Grund: Er fördert nicht nur ein schönes Wohnklima und isoliert besonders gut, im Hanf steckt auch viel finanzielles Potenzial.
Im Bündnerischen Tartar bei Cazis stehen zwei unscheinbare Häuser, die aus Hanfkalk gebaut wurden. In Handarbeit und von der Besitzerin persönlich.
May-Britt Meisser, Hausbesitzerin und Handwerkerin, glaubt an Hanf als Baustoff und möchte ihn zusammen mit ihren Kollegen der neu gegründeten IG Hanfkalk auf dem Bau verbreiten.
Es fördert ein gesundes Wohnklima, isoliert sehr gut und ist vollständig biologisch abbaubar.
Zerkleinerte Pflanzenstücke mit Naturkalk als Bindemittel und Wasser ergeben das Baumaterial. Wenn das Gemisch trocknet, wird es zu hartem Stein. «Es fördert ein gesundes Wohnklima, isoliert sehr gut und ist vollständig biologisch abbaubar», erklärt Alexandre Akchoti, Schweizer Anbieter des Baustoffs.
Der Hanfanbau ist auch eine grosse Chance für die Schweizer Bauern. Denn Hanf braucht weniger Wasser, Dünger und Pestizide als andere Kulturen und wächst überall.
Er ist gut für den Boden, gut für die Wurzeln.
Im März konnte auf dem Feld von Landwirt Daniel Wespi geerntet werden. Wespi ist überzeugt von den Vorteilen des Hanfs: «Er ist gut für den Boden, gut für die Wurzeln. Er ist eine Winterfrucht, die im Frühjahr geerntet werden kann und einen zusätzlichen Ertrag bringt.»
Indem Landwirte befähigt werden, den ersten Produktionsschritt zum Baustoff selbst durchzuführen, soll der Hanfanbau für sie rentabler werden.
Die Landwirte verkaufen dann nicht mehr nur Stroh ab Acker, sondern Halbfabrikate zu besseren und stolzeren Preisen.
«Die Landwirte verkaufen dann nicht mehr nur Stroh ab Acker, sondern Halbfabrikate zu besseren und stolzeren Preisen», erklärt Martin Klöti von Glärnisch Textilien. Deshalb tüftelt er an Maschinen für die Verarbeitung von Nutzhanf.
Vor allem in den Bergen sehen Experten wie ETH-Professor Tobias Luthe grosses Potenzial für den Hanfanbau.
Wenn wir mehr Nutzhanf im Berggebiet anbauen, können wir die Bergwirtschaft diversifizieren und widerstandsfähiger machen.
«Wenn wir mehr Nutzhanf im Berggebiet anbauen, können wir die Bergwirtschaft diversifizieren und widerstandsfähiger machen», erklärt Luthe. Berggebiete seien so weniger abhängig von einzelnen Sektoren wie dem Tourismus.
Tobias Luthe
Professor für Planung von Landschaft und urbanen Systemen
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Tobias Luthe ist Professor für Planung von Landschaft und urbanen Systemen an der ETH Zürich. Er forscht unter anderem zu Resilienz und Governance komplexer sozial-ökologischer Systeme gegenüber globalen Umweltveränderungen.
Luthe schätzt, dass die Umnutzung von Berggebieten für den Hanfanbau rund ein Zehntel des Schweizer Baustoffmarktes mit einem Umsatzpotenzial von bis zu 100 Millionen Franken pro Jahr versorgen könnte. Ausserdem könne man der Atmosphäre viel Kohlendioxid entziehen und in Form von Baustoffen dauerhaft speichern.
Als Nahrungsmittel hat der Hanf bereits den Weg in die Verkaufsregale gefunden. Carlo Weber verarbeitet im Bündnerischen Zizers Hanfsamen zu Lebensmitteln.
Er sagt, was bei ihm von der Pflanze übrig bleibt, könne gut für Hanfbeton verwendet werden. So könnte jeder Teil der Pflanze verwendet werden. Seine Pflanzenreste übergebe er der Firma Glärnisch Textilien in Glarus.
Auch in Tartar ist man sich des Potenzials des nachhaltigen Baustoffs bewusst. May-Britt Meisser betont, wie wichtig Information und Aufklärung über Hanfkalk sind: «Wir haben die Leute auf die Baustelle eingeladen, um mitzumachen. Wir haben Führungen gemacht. Wir waren immer offen für alle Interessierten.»
Der Hanfanbau in der Schweiz hat das Potenzial, nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für die Umwelt und die Bauwirtschaft von Nutzen zu sein.
Es bleibt jedoch noch viel zu tun, um Hanf als nachhaltige und vielseitige Ressource bekannt zu machen und seinen Anbau und seine Verwendung zu fördern.
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