Dieses Wochenende beginnen die Olympischen Sommerspiele in Paris. SRF hat mit dem 39-jährigen Hanspeter Betschart, medizinischer Leiter Swiss Olympic, über die Vorbereitungen, Herausforderungen und seine Erwartungen gesprochen.
Er und sein 30-köpfiges Team betreuen während der Olympischen Spiele 128 Athletinnen und Athleten. Das Team besteht aus vier Ärztinnen und Ärzten, zwei Notfall-Psychologen sowie Physiotherapeutinnen, Masseuren und Osteopathen.
SRF News: Ein grosses Thema vor Beginn der Spiele war die schlechte Wasserqualität der Seine. Die Stadt hat 1,4 Milliarden Euro in die Reinigung des Flusses investiert, um die Austragung einiger Wettkämpfe zu ermöglichen. Dennoch gibt es Bedenken hinsichtlich der aktuellen Wasserqualität. Wie schätzen Sie die Situation ein?
Hanspeter Betschart: Wir versuchen aktuell, genaue Daten zur Wasserqualität zu erhalten. Wir können den Entscheid, ob die Triathlon-Wettkämpfe in der Seine stattfinden oder nicht, persönlich nicht beeinflussen. Das liegt nicht in unserer Hand, aber es ist ein grosses Thema.
Wir bereiten unsere Athletinnen und Athleten darauf vor, [...] indem wir ihren Magen-Darm-Trakt auf die Situation vorbereiten [...].
Es gibt genug Druck auf die Organisatoren und Paris, dafür zu sorgen, dass die Wasserqualität stimmt, wenn die Wettkämpfe dort stattfinden. Wir bereiten unsere Athletinnen und Athleten darauf vor, dass die Wasserqualität eventuell nicht optimal ist, indem wir ihren Magen-Darm-Trakt auf die Situation vorbereiten und natürlich auch einen Notfallplan haben.
Die Temperaturen sind ebenfalls ein Thema: Ein von Athleten und Wissenschaftern verfasster Bericht warnt vor den Gefahren extremer Hitze für die Teilnehmenden. Swiss Olympic stellt für die Athleten im olympischen Dorf Eisbäder auf. Sorgen Sie sich wegen der Hitze in Paris?
Die Hitze ist ein grosses Thema. Wir haben die Teams darauf vorbereitet, dass es in Paris sehr heiss werden kann, vielleicht sogar heisser als in Tokio 2021. Entsprechende Vorbereitungsmassnahmen wurden getroffen, damit die Athleten gut auf die Hitze vorbereitet sind.
Auch besteht an Olympischen Spielen die Gefahr vor Infektionen – vor drei Jahren war es Corona. Gerade in einem so dicht besiedelten Ort wie dem olympischen Dorf. Wie gehen Sie damit um?
Infektionen sind ein zentrales Thema, da sie der Hauptgrund dafür sind, dass Athleten am Wettkampftag nicht ihre beste Leistung abrufen können. Das war vor Corona so und das ist auch danach so.
Infektionen werden wieder ein grosses Thema sein.
Während der Corona-Pandemie hatten wir den Vorteil, dass es bereits einige Massnahmen gab, sodass es bei den letzten Olympischen Spielen sehr wenige Infektionen gab. Infektionen werden wieder ein grosses Thema sein, vor allem in Paris, wo viele Menschen sein werden. Das Risiko, sich eine Infektion zu holen, ist grundsätzlich gegeben.
Die Eröffnung der Spiele steht bevor. Wie liefen die Vorbereitungen?
Die Vorbereitungen laufen natürlich schon seit Monaten oder gar Jahren. Jetzt, in der finalen Phase, haben wir das Material nach Paris geschickt. Ich reise nach. Aktuell geht es vor allem darum, die letzten Probleme der Athleten zu erfassen und zu lösen, damit alle in Paris fit am Start sind.
Haben Sie auch Einfluss auf die Trainingsprogramme der Athleten?
Direkt haben wir keinen grossen Einfluss auf die Trainingsprogramme der Athleten. Diese sind bei ihren jeweiligen Verbänden und Disziplinen zu Hause und haben dort ihre medizinischen Ansprechpersonen und Trainer.
Das Gespräch führte Marc Hanimann.