Frühmorgens, mitten in der Basler Innenstadt, versperren ein Transportauto der Post, zwei Handwerkerfahrzeuge und ein Lieferwagen der deutschen Bahn den Weg. Kurz wird geflucht.
In den letzten Jahren haben wir eine massive Zunahme solcher Lieferwagen festgestellt.
Dieses Bild sei Alltag geworden, sagt Luca Olivieri, Fachmann für den Güterverkehr des Kantons Basel-Stadt. «In den letzten Jahren haben wir eine massive Zunahme solcher Lieferwagen festgestellt.» Schuld daran: der Onlinehandel.
Nicht nur in Basel sei der Handlungsbedarf gross, sondern in allen Schweizer Städten, sagt Olivieri. Denn: Der Platz in den Zentren ist beschränkt.
Ein sogenannter City-Hub, ein Verteilzentrum am Rande der Stadt auf dem Güterbahnhof Wolf in der Nähe der Autobahnausfahrt Basel, soll das Verkehrsproblem längerfristig lösen. Grosse Unternehmen sollen dort ihre Ladung abgeben, lokale Unternehmen mit umweltfreundlichen Transportmitteln die Feinverteilung übernehmen.
Im Kleinen läuft das Projekt schon. Die Crew des Basler Velokurierunternehmens von Jérôme Thiriet transportiert jeden Tag rund 120 Pakete mit Kistenvelos ins Stadtzentrum. Ein Bruchteil der Menge, die jeden Tag per Mausklick bestellt werde, sagt Thiriet. «Aktuell wird jede Adresse in Basel mehrfach von unterschiedlichen Zulieferern bedient. Wir wollen das umweltfreundlich gestalten und die Stadt vom Verkehr entlasten.»
Kurier A37 packt sein Lastenvelo. Er fährt die Sendungen ins Basler Universitätsspital, ins Veterinäramt, ins Grand Hotel «Les Trois Rois». Im schweizweiten Vergleich sei das Konzept der Basler Verteilzentrale vorbildlich, sagt Nathanaël Bruchez vom Schweizer Städteverband. Auch wenn das Projekt noch in den Kinderschuhen stecke.
Wir müssen uns gut überlegen, wie wir die Logistik von morgen gestalten.
Längerfristig müssten sich alle Schweizer Städte mit neuen Logistik-Modellen beschäftigen. «Die Bevölkerung wächst und wir müssen uns deshalb gut überlegen, wie wir die Logistik von morgen gestalten.» Denn es sei eine Frage des Platzes, der Umweltbelastung und damit auch der Lebensqualität in den Städten.
Auch die Post steht vor Herausforderungen
Gefordert ist auch die Post. Sie liefert schweizweit 80 Prozent aller Pakete aus. Im letzten Jahr stellte der gelbe Riese 185 Millionen Pakete zu. Tendenz steigend, lässt man die Coronajahre aussen vor. «Allein in Basel liefern wir täglich 20'000 Pakete aus», sagt Thomas Sigrist, Leiter des Distributionsgebiets Basel bei der Post.
Im Verteilzentrum Basel herrscht um sechs Uhr morgens Hochbetrieb: Paketpöstler machen Kraftübungen, um sich auf den langen Tag vorzubereiten und chauffieren Berge an Bestellungen zu den gelben Lieferwagen.
Jeder Paketbote liefert am Tag rund 300 Pakete aus. Kein Kinderspiel: «Es sind so viele Zulieferer und Leute unterwegs, dass es manchmal gefährlich ist», sagt Sigrist.
Ab Juli 2024 ist die Post in Basel mit einer rein elektrischen Flotte unterwegs.
Alle diese Paketen per Velo zu transportieren sei utopisch, sagt Post-Sprecher Philipp Felber: «Die schiere Menge macht das unmöglich.» Um die Stadt zu entlasten, habe sich die Post jedoch zu einer Umstellung entschieden: «Ab Juli 2024 ist die Post in Basel mit einer rein elektrischen Flotte unterwegs», sagt Felber. Dies soll bis 2030 auch schweizweit der Fall sein.
Die Arbeitslast bleibt jedoch auch mit einer elektrischen Flotte hoch. «Wir müssen wirklich bald Lösungen für eine zukunftsfähige Citylogistik finden», sagt Nathanaël Bruchez vom Schweizer Städteverband, «das Problem wird sich nicht von alleine lösen».