- Ein renommierter China-Experte kritisiert die Schlösserpartnerschaft zwischen dem Aargauer Schloss Habsburg und dem chinesischen Schloss Zhangbi.
- Der autoritäre chinesische Staatsapparat versuche, über solche kulturellen Kooperationen systematisch seinen Einfluss auszubauen und das Bild von China im Ausland positiv zu prägen.
- Bei Museum Aargau, der kantonalen Dachorganisation der Aargauer Schlösser, betonen die Verantwortlichen, die Partnerschaft sei rein kultur-touristisch und habe nichts mit Politik zu tun.
Eine Zusammenarbeit mit China sei immer eine komplizierte Sache, sagt Ralph Weber, Professor am Europa-Institut in Basel. Weber beschäftigt sich seit 20 Jahren mit China, seiner Politik und den Beziehungen zur Schweiz. Es gehe häufig zu schnell vergessen, dass in China eigentlich immer der Staat oder die kommunistische Partei die Fäden in der Hand halte, sowohl in Politik und Wirtschaft, aber auch bei kulturellen Engagements im Ausland.
«Mir erscheint es problematisch, dass man den grösseren Kontext des autoritären Regimes nicht vor Augen hat, auch wenn es nur um eine Schlösserpartnerschaft geht», sagt Ralph Weber auf Anfrage von SRF. Der China-Experte hat zuvor in einem Gastbeitrag in der Schweizer Ausgabe der deutschen Zeitung «Die Zeit» die Kooperation zwischen Schloss Habsburg und Zhangbi Castle kritisiert. Die Verantwortlichen hätten zu wenig gut abgeklärt, mit wem genau man es auf chinesischer Seite zu tun habe.
Die Hauptakteure im Weltschlösserverband sind nicht einfach chinesische Museumsbetreiber.
Heikle Rolle eines internationalen Verbandes
Die Kritik bezieht sich vor allem auf die Rolle des Weltverbands der Schlösser, über den die Partnerschaft zustande kam. Der Verband wurde erst im Mai 2020 von chinesischen Funktionären gegründet und diese hätten heikle Verbindungen in den Parteiapparat, wie Professor Ralph Weber nach einigen Recherchen in Erfahrung bringen konnte. Neben Vertretern aus anderen Ländern seien die Schlüsselpositionen im Verband mit gut vernetzten Chinesen besetzt.
«Die Hauptakteure im Weltschlösserverband sind nicht einfach chinesische Museumsbetreiber, sondern grosse wirtschaftliche und politische Akteure, die sogar in Einheitsfrontorganisationen mitwirken», erklärt Weber gegenüber SRF. Einziges Ziel dieser Organisationen sei es, systematischen Einfluss im Ausland auszuüben und ein positives China-Bild im Westen zu stärken. Ein Bild, welches die internationale Kritik an der Menschenrechtslage, am autoritären Staat oder dem Einparteiensystem an den Rand dränge.
Museum Aargau sieht kein Problem
Ist die chinesische Partnerschaft mit Schloss Habsburg organisierter Teil der Staatspropaganda? Nein, sagt Marco Castellaneta, der Direktor aller Aargauer Schlösser (Museum Aargau), der die Zusammenarbeit mit China im Weltschlösserverband angestossen hat. Im Verband arbeite man professionell zusammen, Politik spiele dabei keine Rolle.
Angesprochen auf die happigen Vorwürfe des China-Experten entgegnet Castellaneta, man sei sich der Problematik durchaus bewusst und lasse sich nicht naiv instrumentalisieren. Man dürfe diese Partnerschaft aber nicht überbewerten.
Es ist kein Vertrag mit China.
«Es ist kein Vertrag mit China, es ist eine Partnerschaft zwischen zwei grossen Schlössern, die ihre Geschichte nach ähnlichem Muster vermitteln, mehr nicht.» Das Aargauer Schloss könne sicher von der Zusammenarbeit profitieren und das Publikum werde in der Praxis kaum etwas davon merken.