Brandstiftung ist ein jahrhundertealtes Phänomen. Ein aktueller Fall in Elgg wirft erneut Licht auf diese destruktive Aktion. Die Motive, die Menschen dazu bringen, Feuer zu legen, sind vielfältig. Doch warum legen Menschen überhaupt Brände?
Laut Marc Graf, Professor für Forensische Psychiatrie an der Universität Basel, gibt es keine «typische» Brandstifterin und keinen «typischen» Brandstifter. Er sagt jedoch: «Viele Menschen haben das Bedürfnis, Spuren zu hinterlassen. Und mit einem Brand kann man mit sehr wenig Mitteln etwas sehr Grosses auslösen. Diese Menschen wollen grundsätzlich eine Wirkung erzielen.»
Graf nennt einige Motive für Brandstiftung:
- Versicherungsbetrug: Die meisten Brandstiftungen geschehen aus finanziellen Gründen, um Versicherungsauszahlungen zu erlangen.
- Rache und Wut: Menschen, die sich subjektiv oder objektiv verletzt fühlen, setzen Feuer, um ihre Wut auszudrücken und für Gerechtigkeit zu sorgen.
- Machtgefühl und Kontrolle: Das Bedürfnis, Macht und Kontrolle auszuüben, spielt ebenfalls eine Rolle. Ein Brand kann mit wenig Mitteln grosse Auswirkungen haben und ein Gefühl der Erhabenheit und Macht erzeugen. Dieses Machtgefühl wird oft durch die Faszination des Feuers und das Beobachten des Brandes verstärkt.
Es gibt den Mythos, dass oft Feuerwehrleute Brände legen und eigenhändig wieder löschen. Graf kennt aus seiner Begutachtungs- und Behandlungspopulation tatsächlich viele Feuerwehrmänner, die zu Tätern wurden. Diese Menschen, meist Männer, suchen in der Feuerwehr soziale Integration und Anerkennung.
Nach einer gelungenen Übung fühlen sie sich besonders wichtig und sozial anerkannt. Dieses Bedürfnis nach sozialer Bedeutung kann dazu führen, dass einige Feuerwehrleute Brände legen, um aufregende Einsätze zu erleben und noch mehr Anerkennung zu erhalten. «Leider überschätzen sie sich dabei häufig und es passieren gelegentlich Katastrophen.» Und trotzdem: Ein Generalverdacht sei fehl am Platz. In vielen Fällen stecken keine Feuerwehrleute dahinter.
Faszination Feuer – und Wirkung
Feuer übt auf viele Menschen eine besondere Faszination aus. Schon kleine Brände erregen Aufmerksamkeit, Grossbrände umso mehr. «Das Beobachten und Legen von Bränden kann bei manchen Menschen starke innere Befriedigung auslösen», erklärt der forensische Psychiater. Das aktiviere das Belohnungssystem im Gehirn, was zu wiederholtem Brandstiften führen kann.
Oft stammen Brandstifterinnen und -stifter aus der Nähe des Tatorts. Gründe dafür sind laut Marc Graf die Verfügbarkeit und die Ortskenntnisse. Der zweite und wichtigere Faktor sei: «Brandstiftungen sind häufig Beziehungstaten. Ich kenne Fälle, wo Menschen, Männer, negative sexuelle Erfahrungen gemacht oder Entwertungen erlebt haben. Sie müssen dann genau an diesen Orten Brände legen.»
«Soziales Misstrauen»
Umso komplizierter wird es, wenn vermutet wird, dass Serientäterinnen und -täter aus demselben Dorf kommen. «Das sät soziales Misstrauen und birgt die Gefahr, dass die Leute selber anfangen zu ermitteln», so Graf.
Doch die Aufklärungsarbeit solle man den Strafverfolgungsbehörden überlassen. Einen Tipp hat Graf jedoch: «Wie bei Einbruchsdelikten kann man bei problematischen Entdeckungen die Nachbarn und die Polizei informieren.»
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