Sag mir, wie hast du's mit dem Wolf? Die Frage birgt in der Schweiz ordentlich Zunder. Auch im Bundeshaus wird sie seit Jahren verhandelt, der Wolf lieferte die Bühne für so manche denkwürdige Debatte. Heute stand das Reizthema einmal mehr auf der Traktandenliste – und erneut gingen die Wogen hoch.
Endlich sind die wolfsfreien Sessionen vorbei. Jetzt können wir uns wieder um die wichtigen Sachen kümmern.
Gleich drei Motionen drehten sich um den Wolf. Keine meinte es gut ihm: Zwei Vorstösse wollten die Wolfsbürokratie abbauen, der dritte Vorstoss war expliziter formuliert: Er forderte, die gesetzlichen Grundlagen dafür zu schaffen, dass Kantone «wolfsfreie Zonen» einrichten können.
Ergebnis: Für die Kantone soll es weniger aufwändig werden, beim Bund um eine Abschussbewilligung zu ersuchen. Zudem soll die Unterstützung für den Herdenschutz vereinfacht werden.
Weniger Bürokratie, mehr Abschüsse
Die Einrichtung von «wolfsfreien Zonen» lehnte die Umweltkommission des Ständerats aber aus einfachem Grund ab: «Wölfe halten sich nicht an behördlich festgelegte Zonengrenzen», sagte Benedikt Würth (SG/Mitte).
Gleichwohl gelte es, mit der «Wolfsbürokratie» aufzuräumen, so der ehemalige St. Galler Jagdirektor – und nannte ein Beispiel: Der Kanton Wallis habe beim Bundesamt für Umwelt auf ganzen 495 Seiten begründen müssen, warum ein Wolfsrudel reguliert werden sollte. Das sei unzumutbar, schloss Würth.
SP-Ständerätin Mathilde Crevoisier Crelier attestierte Albert Rösti, dass er im Umgang mit dem Wolf die Muskeln habe spielen lassen. Es war nicht als Kompliment gemeint. Die Jurassierin rief ihre Ratskollegen dazu auf, zu einer vernünftigen Wolfspolitik zurückzukehren. Auch ihr Parteikollege Simon Stocker wehrte sich gegen parlamentarische Schnellschüsse.
Beat Rieder (Mitte/VS) zeigte sich erfreut darüber, dass die «wolfsfreien Sessionen» wieder vorbei sind. «Jetzt können wir uns endlich wieder um die wichtigen Sachen kümmern», raunte der Walliser in die Wälder hinein.
Eilmeldung aus Strassburg
Mitten in die Debatte platzte eine Meldung, die den Rat aufrüttelte: Der Europarat setzt den Schutzstatus des Wolfs herab und schafft damit die Voraussetzung für einen schnelleren Abschuss. Die Tiere gelten künftig nicht mehr als «streng geschützt», sondern nur noch als «geschützt».
Rieder reagierte prompt auf die Nachricht. Endlich sei einmal ein intelligenter Entscheid der EU-Kommission zu erwarten. Der Mitte-Politiker äusserte die Hoffnung, dass wir «uns hier bald schon nicht mehr über den Wolf unterhalten müssen.»
Bundesrat Rösti bedauerte, dass er die frohe Botschaft nicht selber überbringen konnte. Und rief die Räte dazu auf, den eingeschlagenen Weg konsequent fortzuführen: Die 2023 verhängte Jagdverordnung erlaubt bereits den Abschuss von zwei Drittel der Wolfspopulation.
Es sei nötig, Abschussgesuche gut zu begründen. So könne man auch auf Einsprachen reagieren, schloss Rösti. «Und wenn man ein Problem beim Vollzug hat, kann man zu mir kommen. Wenn es gut läuft, haben wir innerhalb eines Wochenendes eine Lösung.» Auch diese Bemerkung sorgte für betretenes Schweigen im Walde.