Ende Oktober gab die Post bekannt, ihre Tochterfirma Direct Mail Company auf Anfang 2024 einzustellen. Fast 4000 Angestellte verlieren ihren Job. Post-Präsident Christian Levrat sagt in der Samstagsrundschau von Radio SRF, dieser Schritt sei ihm als Gewerkschafter nicht einfach gefallen, er sei aber unvermeidbar gewesen. Und auch ein weiterer Stellenabbau ist nicht ausgeschlossen.
SRF: Die Post meldete, man konsolidiere. Was passiert jetzt mit den fast 4000 Angestellten, die ihren Job verlieren?
Christian Levrat: Wir werden einen Sozialplan mit den Sozialpartnern erarbeiten. Wir bemühen uns, Lösungen zu finden für die Festangestellten.
Das sind gerade mal 70 von 4000. Da können Sie sich nicht auf die Schultern klopfen...
Die Sache ist unbestreitbar schwierig. Ich habe den Schritt zehnmal hinterfragt und bin zum Schluss gekommen, dass er nicht vermeidbar war. Die Werbung wird immer digitaler, und es gibt immer mehr Stopp-Werbung-Kleber an den Briefkästen. Darum kann es sich die Post nicht weiterhin leisten, neben dem ordentlichen Zustellungsnetz einen extra Kanal für die Werbung zu haben.
Das Briefvolumen geht jedes Jahr zurück, die Werbung bricht ein. Wir mussten darauf reagieren.
Wie lange warten Sie mit der nächsten Hiobsbotschaft – mit einem weiteren Stellenabbau?
Es geht nicht um Hiobsbotschaften, sondern es geht darum, auch Stellen zu sichern, nämlich die der Postbotinnen und Postboten. Das Briefvolumen geht jedes Jahr zurück, die Werbung bricht ein. Wir mussten darauf reagieren.
Als Nächstes will die Post ihre Konkurrentin «Quickmail AG» kaufen. Wenn sie grünes Licht von der Wettbewerbskommission bekommen, müssen dann die 3500 Quickmail-Angestellten auch gehen?
Quickmail hat das gleiche Problem wie Direct Mail Company. Der physische Werbemarkt bricht ein. Quickmail hat versucht, einen Käufer zu finden und hat nur die Post gefunden. Jetzt schauen wir erst, was die Wettbewerbskommission entscheidet, bevor wir weiter planen.
Die Post schreibt selbst in einer Medienmitteilung, sie könne durch den Kauf Synergien nutzen. Das ist ein anderes Wort für Stellenabbau.
Das sagen Sie jetzt. Quickmail ist in grossen finanziellen Schwierigkeiten, und die Wettbewerbskommission muss entscheiden, ob die Post das Unternehmen kaufen darf. Wenn es so weit ist, werden wir konkretere Aussagen machen.
Das Gespräch führte Eliane Leiser.