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Prävention bei Pädophilie Mehr Pädophile lassen sich beraten

In der Schweiz suchen mehr Menschen freiwillig Hilfe wegen ihrer pädophilen Neigung. Das sagen Beratungsstellen.

Die Therapieangebote für Menschen mit pädophilen Neigungen in der Schweiz verzeichnen mehr Zulauf. Das zeigen die Zahlen der Beratungsorganisationen DIS NO und Beforemore. Demnach liessen sich 2024 rund 30 Prozent mehr Menschen beraten als im Vorjahr.

Auch bei anderen Institutionen steigen die Zahlen. Monika Egli, Präsidentin des Netzwerks «Kein Täter werden Schweiz», spricht von einer sehr erfreulichen Entwicklung, dass mehr Hilfesuchende den Weg in die Beratungsstellen finden. Sie geht davon aus, dass die Kampagnen Wirkung zeigen und vermehrt Betroffene auf die Angebote aufmerksam werden.

Steigende Zahlen – mehr Pädophile?

Aus den gestiegenen Beratungszahlen könne nicht abgeleitet werden, dass die Zahl der Menschen mit pädophilen Neigungen angestiegen sei, erklärt Egli. Die Zahlen seien relativ stabil. Ungefähr ein Prozent der Bevölkerung leide an dieser Präferenzbesonderheit.

Gemessen an der Wohnbevölkerung wären damit in der Schweiz mehrere Zehntausend Menschen von dieser Neigung zu Kindern vor der Pubertät betroffen. Davon haben sich einige Hundert Betroffene an eine professionelle Beratungsstelle gewandt.

Der riesige Dunkelbereich bedeute zum einen, dass noch viele die benötigte Hilfe nicht bekämen, sagt Egli. Zum anderen illustriere es das mögliche Risiko von steigenden sexuellen Übergriffen an Kindern.

Kinder auf Pausenplatz
Legende: Der Ansatz: Menschen mit Pädophiliepräferenz müssen lernen, damit zu leben, dass sie ihre Sexualität nie ausleben können. Keystone/Georgios Kefalas

Wenn sich ein Betroffener bei einer Therapiestelle freiwillig meldet, um sich wegen seiner Neigung behandeln zu lassen, werden laut Egli mehrere Therapieziele festgelegt: Therapieziel eins ist die Deliktfreiheit.

Man geht heute davon aus, dass diese Präferenz bleibt. Die Menschen müssen damit leben lernen, dass sie ihre Sexualität nie ausleben können.
Autor: Monika Egli Präsidentin Netzwerk «Kein Täter werden Schweiz»

Therapieziel zwei ist die Akzeptanz der weitgehenden Unveränderbarkeit der Präferenzbesonderheit: «Man geht heute davon aus, dass diese Präferenz bleibt. Die Betroffenen müssen also damit leben lernen, dass sie eine Sexualität haben, für welche sie nichts können und die sie nie ausleben können», so Egli.

Wie sicher ist dieser präventive Ansatz?

Die Akzeptanz der Veranlagung führt nach den Worten von Egli zum dritten Therapieziel: Der Aufbau von Ressourcen und Bewältigungsstrategien. Es gehe hier konkret um die Fragen: Wie lebt man mit dieser Präferenz? Wie lebt man seine Sexualität? Und wie gestaltet man alle restlichen Bereiche des Lebens, die es lebenswert machen?

Bisherige Untersuchungen vor allem aus Deutschland stimmten sehr optimistisch, dass dieser präventive Ansatz bei Pädophilen funktioniere, sagt Egli. Eine Masterarbeit an der Universität Zürich untersuchte zudem 150 behandelte Betroffene und schaute, wie viele von ihnen zehn Jahre nach der Therapie straffällig geworden sind. «Es waren am Ende drei Personen, die man erwischt hat. Das ist zwar keine Aussage über die Dunkelziffer, doch das Resultat der Untersuchung stimmt uns äussert hoffnungsvoll», stellt Egli fest.

SRF 4 News aktuell, 29.01.2025, 06:47 Uhr ; 

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