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Geheime Medikamenten-Rabatte sorgen für Aufruhr
Aus 10 vor 10 vom 17.06.2019.
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Preispoker in Pharmabranche Umstrittener Geheimvertrag für teure Krebstherapie

Von wegen Kostentransparenz im Gesundheitswesen: Krankenkassen und Novartis haben einen nationalen Vertrag mit Geheimrabatt verhandelt.

Die Gentherapie Kymriah wurde letzten Herbst zugelassen – es handelt sich um genmanipulierte Krebskillerzellen. Schwer kranke Krebspatienten bekommen sie im Spital mit einer einmaligen Infusion. Kymriah soll die Lebenszeit substantiell verlängern. Novartis legte den Listenpreis für die Infusion auf 370'000 Franken.

Es handelt sich allerdings um einen Schaufensterpreis. In anderen Ländern werden Rabatte mit den Pharmafirmen ausgehandelt. Die Schweiz sei benachteiligt, weil sie die Preise für Spitalbehandlungen und Medikamente transparent festlege und publiziere, sagt Gesundheitsökonom Heinz Locher: «Die Pharmaindustrie will ihre Rabatte geheim halten, um zu verhindern, dass andere Länder auch weniger bezahlen wollen.»

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«Pharma-Industrie hat kein Interesse daran, Rabatte bekannt zu geben»
Aus News-Clip vom 17.06.2019.
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Schweizweiter Geheimvertrag

Im Fall von Kymriah soll es nun aber erstmals einen nationalen Vertrag geben, in dem der Preis geheim ist, wie Recherchen von «10vor10» zeigen. Die Krankenkassen Helsana, KPT, CSS, Sanitas und Swica und der Spitalverband H+ haben mit Novartis einen Vertrag ausgehandelt, der aus zwei Teilen besteht: Im offiziellen Tarifvertrag, der vom Bundesrat genehmigt werden muss und der öffentlich ist, wird in Bezug auf den Preis auf einen zweiten geheimen «Vergütungsvertrag» verwiesen. Im Vergütungsvertrag ist der Preis respektive der Rabatt festgehalten. Der Vertrag soll nächstens unterzeichnet werden.

Das halte ich für extrem gefährlich. Die Kostentransparenz ist sehr wichtig im Schweizer Gesundheitswesen, sonst liefern wir uns den Grossunternehmen aus.
Autor: Jürg Vontobel Concordia-Geschäftsleitungsmitglied

Bei der Krankenkasse Concordia reagiert Geschäftsleitungsmitglied Jürg Vontobel empört: «Ich finde dieses Konstrukt skandalös!» Mit dem Geheimvertrag sei die Kostentransparenz nicht mehr gegeben. «Das halte ich für extrem gefährlich. Die Kostentransparenz ist sehr wichtig im Schweizer Gesundheitswesen, sonst liefern wir uns den Grossunternehmen aus».

Helsana-Kadermitglied Martina Weiss hat den Vertrag im Auftrag der Krankenkassen verhandelt. Sie erklärt: «Unser Ziel war, unseren Versicherten den Zugang zu dieser lebenswichtigen Therapie zu ermöglichen». Ausserdem habe man einen angemessenen Preis erzielen wollen. «Das ist der Kompromiss, den wir eingegangen sind.»

Novartis schreibt, man sei sich der Verantwortung von «nachhaltigen Finanzierungslösungen» bewusst.

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«Ich finde das Konstrukt skandalös»
Aus News-Clip vom 17.06.2019.
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Maximal rund 30 Prozent Rabatt

Wie hoch aber ist der Geheim-Rabatt? «10vor10»-Recherchen zeigen: Die Krankenkassen wollten zu Beginn der Verhandlung höchstens 223'800 Franken für Kymriah gegen Lymphdrüsenkrebs bezahlen.

Novartis aber wollte einen höheren Preis. Insider sagen: Der Rabatt hänge von der Wirkung von Kymriah ab. Mit Maximalrabatt koste die Therapie rund 250'000 Franken. Die Vertragspartner kommentieren diese Zahlen nicht.

Im Einzelfall braucht auch die Schweiz Preismodelle, die vertraulich sind.
Autor: Jonas Montani BAG-Sprecher

Paradigmenwechsel beim BAG

Der Bundesrat muss das Vertragskonstrukt absegnen. Beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) heisst es, man habe den Vertrag noch nicht gesehen und könne sich nicht dazu äussern.

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«Das war der Kompromiss, den wir eingegangen sind»
Aus 10 vor 10 vom 17.06.2019.
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Grundsätzlich aber geht das BAG in die gleiche Richtung: Bei hochpreisigen Medikamenten kommt es zu einem Paradigmenwechsel weg vom Schweizer Prinzip der Transparenz. BAG-Sprecher Jonas Montani: «Im Einzelfall braucht auch die Schweiz Preismodelle, die vertraulich sind.» Experten schätzen: Bei Preissenkungen ab rund 40 Prozen würden Pharmafirmen Geheimhaltung verlangen.

Gesundheitsökonom Heinz Locher kritisiert den Paradigmenwechsel: «Die schwierige Situation im Gesundheitswesen berechtigt nicht, aufzugeben und die Ethik zu vergessen.»

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