- Wegen der Corona-Pandemie werden die Gesundheitskosten in der Schweiz in den nächsten zwei Jahren etwas stärker ansteigen.
- Die Experten der Konjukturforschungsstelle KOF begründen dies einerseits damit, dass die Versorgungssicherheit verbessert werde – etwa indem Medikamente eher in der Schweiz hergestellt würden als in Asien.
- Andererseits machten das Coronavirus und die damit verbundene Wirtschaftskrise mehr Menschen krank. Das erhöhe die Ausgaben.
Im nächsten Jahr dürften die Gesundheitskosten um 3.3 Prozent und 2022 um 3.8 Prozent steigen, prognostiziert die Konjunkturforschungsstelle KOF im Auftrag des Preisvergleichsdienstes Comparis.
Das habe aber nichts mit der aktuellen Pandemie zu tun, sagt Marko Köthenbürger, Professor für Öffentliche Finanzen an der ETH Zürich und Vizedirektor der KOF. «Die Steigerung der Kosten ist nicht sehr aussergewöhnlich. Es war ein Trend, der sich vorher schon abgebildet hat und der sich jetzt auch in der Zukunft weiterentwickeln wird.»
Dieser Trend erkläre sich einerseits dadurch, dass die Bevölkerung älter werde. Das habe höhere Pflegekosten zur Folge. Andererseits werde die Bevölkerung auch reicher und gehe öfter zum Arzt oder ins Spital. Zudem werden die medizinischen Therapien raffinierter und oft auch teurer.
Weniger Unfälle im Homeoffice
Zum Effekt der Covid-19-Pandemie sagt Köthenbürger: «Da gibt es Pro-Effekte und es gibt letztendlich zügelnde Effekte der Pandemie.» Die Kosten der Intensivpflege und generell der stationären Pflege sind durch die Pandemie gestiegen. Gleichzeitig aber sorgt das viele Zuhausebleiben dafür, dass es zu weniger Unfällen kommt. Und Menschen gehen weniger häufig zum Arzt oder in den Notfall. Das spart Geld im Gesundheitswesen.
Welcher Effekt stärker ist, der kostensenkende oder der kostensteigernde, lasse sich noch nicht sagen, erklärt der Vizedirektor der KOF. Hinzu kommt: Die Spitäler mussten Operationen verschieben, um genügend Intensivbetten für an Coronavirus erkrankte Patientinnen und Patienten bereitzustellen.
Langfristige Effekte noch offen
Das könne einen Nachholeffekt auslösen. Es ist gut möglich, dass die Pandemie eine längerfristige Wirkung zeigen wird. Dass die Spitäler mehr Intensivbetten zur Verfügung stellen als vorher, um für eine nächste Pandemie gewappnet zu sein. Dazu macht die KOF-Studie keine Prognose.
Denn, so Köthenbürger: «Es ist letztlich eine politische Entscheidung, wie stark zum Beispiel die Intensivbettenkapazität ausgebaut wird. Und wenn sie ausgebaut wird, wird sich das natürlich auch in den Kosten niederschlagen.» Prognosen sind derzeit mit noch mehr Unsicherheiten behaftet als früher.
Zudem berücksichtigt der aktuell versuchte Blick in die Zukunft die zweite Pandemie-Welle nicht. Was man aber sagen kann, ohne ein grosses Risiko einzugehen: Es ist wahrscheinlich, dass die Gesundheitskosten weiterhin steigen werden. Und wie sich die Coronakrise auswirkt, zeigt sich erst, wenn die Zahlen dazu ausgewertet sind. Das wird in zwei Jahren der Fall sein.