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Prostitution in Zürich Strassenstrich auf der Zürcher «Sündenmeile» soll legal werden

Das Stadtzürcher Parlament will den Strassenstrich an der Zürcher Langstrasse legalisieren. Das stösst auf Kritik.

Partys, Konzerte und Clubs – aber auch Kontaktbars und Bordelle an praktisch jeder Strassenecke: Das ist die Zürcher Langstrasse, die Ausgehmeile im Herzen der Stadt und gleichzeitig das grösste Rotlichtviertel von Zürich. Nur: Der Strassenstrich ist bis jetzt illegal. Werben Sexarbeiterinnen auf der Strasse Freier an, machen sie sich strafbar und werden gebüsst.

Das soll sich bald ändern: Eine Mehrheit im Zürcher Stadtparlament will die Strassenprostitution an der Langstrasse legalisieren. Die Frauen, so das Argument, seien dann besser geschützt.

«Sichere Sexarbeit» oder «unhaltbare Zustände»?

Der Strassenstrich sei ein Fakt, sagte eine Vertreterin der SP. Weil er aber illegal sei, würden Sexarbeiterinnen kriminalisiert. Sie müssten entweder abseits der Strasse anschaffen, was gefährlich sei, oder sie müssten stets mit Polizeikontrollen und Bussen rechnen. Die Legalisierung sei deshalb die Grundvoraussetzung dafür, dass sichere Sexarbeit an der Langstrasse stattfinden könne.

Dieser Meinung schlossen sich die FDP und die Grünliberalen an. Sie forderten aber mehr Unterstützung für die Frauen, zum Beispiel wenn sie aussteigen wollten und sich beruflich neu orientieren müssten. Und: auch auf die Bedürfnisse der Bevölkerung müsse Rücksicht genommen werden.

Genau dieser Punkt stiess allerdings bei einem Teil der Grünen auf Widerstand: Strassenstrich und Rücksicht auf die Bevölkerung gehe nicht zusammen, für viele sei es jetzt schon zu viel.

Strassenstrich am Zürcher Sihlquai
Legende: 2013 wurde der Strassenstrich am Zürcher Sihlquai aufgehoben. Die Zustände waren für die Bevölkerung unzumutbar geworden. Keystone/Steffen Schmidt

Die SVP gab zu bedenken, dass man den Strassenstrich am Sihlquai seinerzeit aufgehoben habe, weil dort unhaltbare Zustände geherrscht hätten und die Bevölkerung stark belastet gewesen sei. Warum jetzt ausgerechnet mitten in einem stark bewohnten Quartier ein Strassenstrich bewilligt werden solle, erschliesse sich ihnen nicht.

Eine Mehrheit aus SP, GLP, FDP, AL, Mitte und ein Teil der Grünen sagte am Mittwochabend dennoch Ja zum Vorstoss. Der Stadtrat hat jetzt zwei Jahre Zeit, um aufzuzeigen, wie sie den Strassenstrich an der Langstrasse legalisieren könnte.

«Kurzfristig sinnvoll, langfristig nicht»

Olivia Frei, Geschäftsführerin Frauenzentrale Zürich, ist gegenüber einer Legalisierung des Strassenstrichs skeptisch. Kurzfristig könne es sinnvoll sein, um Druck und Stress von den Frauen wegzunehmen. Denn heute würden sie ständig gebüsst.

Langfristig findet sie es aber nicht sinnvoll: «2013 wurde der Strassenstrich am Sihlquai aufgehoben, weil er für die Bevölkerung untragbar war. Was hat sich denn seither geändert, dass es jetzt plötzlich zumutbar ist?»

Nachtaufnahme einer belebten Strassenecke mit Bar und Neonlichtern.
Legende: Die Langstrasse werde zu einem neuen Hotspot für Prostitution, so die Befürchtung der Zürcher Frauenzentrale. Keystone/CHRISTIAN BEUTLER

Olivia Frei befürchtet auch, dass die Legalisierung an der Langstrasse eine Sogwirkung nach sich ziehen könnte – mit allen negativen Begleiterscheinungen des Gewerbes. Mehr Gewalt, mehr Lärm, schliesslich auch wieder mehr Druck für die Frauen, die sich alle um dieselben Freier bemühen. «Die Situation wird sich für die Frauen langfristig wieder verschärfen.»

Ihr Fazit: «Die ganze Prostitutionspolitik ist überhaupt nicht visionär.» Die Ausbeutung in der Prostitution werde einfach so hingenommen. Man versuche, mit Pflästerli um Pflästerli zu regulieren. «Es ist einfach ein Pflästerli mehr, das am grossen Ganzen nichts ändert und die Situation der Frauen langfristig nicht verbessert», sagt die Geschäftsführerin Frauenzentrale Zürich.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 16.1.25, 6:31 Uhr ; 

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