- Auch in der Schweiz sind Sexarbeitende überproportional von Gewalt betroffen.
- Eine nicht repräsentative Studie von Procore, dem Dachverband für den Schutz von Sexarbeitenden, bestätigt den bisherigen Forschungsstand.
- Aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft und ihrer Tätigkeit seien Sexarbeiterinnen einem höheren Gewaltrisiko ausgesetzt, heisst es im Bericht.
Sexarbeitende in der Schweiz erleben gemäss Procore-Bericht oft sexualisierte Gewalt, am häufigsten durch nicht einvernehmliches Entfernen des Kondoms, sogenanntes «Stealthing». 70.8 Prozent der 24 befragten Sexarbeiterinnen haben «Stealthing» oder versuchtes «Stealthing» erlebt, oftmals auch wiederholt.
Viele Befragte werden zudem Opfer von Mehrfach-Diskriminierung. Sie würden aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft oder aufgrund ihrer Tätigkeit als Sexarbeitende abgewertet: Die Hälfte gab an, Diskriminierung erlebt zu haben, weitere 50 Prozent erlebten Beleidigungen und Degradierungen, 61.5 Prozent davon sogar sehr oft.
Drohungen und unerlaubtes Festhalten
Darüber hinaus gab rund ein Drittel der Befragten (29.2 Prozent) an, sexualisierte Gewalt in Form von Drohungen, unerlaubtem Festhalten oder dem Aufzwingen von ungewollten Praktiken während des Geschlechtsverkehrs erlebt zu haben. Freier sind laut der Studie die Haupttäter, aber auch Passantinnen und Passanten, Kollegen und Ehepartner seien genannt worden.
Gemäss Procore, dem Dachverband für den Schutz von Sexarbeitenden, zeigten die Ergebnisse jedoch nicht, dass jeder Freier gewalttätig sei. Die Mehrheit der Befragten habe angegeben, dass sie die Freier als respektvoll empfinden. «Dieses Resultat bestätigt die bisherige internationale Forschung, die zeigt, dass dort, wo Sexarbeit legal ist, Gewalt generell abnimmt», heisst es im Bericht.
Entsprechend fordert der Dachverband mehr Massnahmen, um Sexarbeitende in der Schweiz besser vor Gewalt zu schützen.
Dazu zähle unter anderem die Möglichkeit, dass Gewaltdelikte zur Anzeige gebracht werden können, ohne dass jemand ausländerrechtliche Konsequenzen zu befürchten hat. Zudem brauche es eine Sensibilisierung dafür, dass «Stealthing» sexualisierte Gewalt ist und im neuen Sexualstrafrecht als strafbare Handlung gilt, verlangt Procore.